Zwischen Beton und Glasfassaden summt es wieder: Wo früher eintöniger Rasen war, blühen heute Wildblumen. Schmetterlinge flattern zwischen Sträuchern und am Rande des Geländes befindet sich plötzlich ein Insektenhotel. Was wie ein idyllischer Garten klingt, ist in Wahrheit das Firmengelände eines Unternehmens und Teil einer wachsenden Bewegung, die Wirtschaft und Natur zusammenbringt.
Beim bundesweiten Deutschland summt!-Pflanzwettbewerb wurden nun die besten Beispiele ausgezeichnet. Zu den ausgezeichneten Projekten zählen auch Unternehmen, die ihre Firmengelände in lebendige Oasen für Insekten, Vögel und Pflanzen verwandelt haben. Sie beweisen: Jede Fläche kann Lebensraum sein von der nicht nur die Natur profitiert, sondern Mitarbeitende und das Unternehmen gleichermaßen.
Gemeinsam für mehr Natur auf Firmengeländen
Werfen wir gemeinsam einen Blick auf die Gewinner und darauf, wie ihre Ideen zum Vorbild für viele weitere Unternehmen werden können.
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Platz: InfraLab Berlin – Arbeitsgruppe Biodiversität
Das InfraLab Berlin, ein Zusammenschluss großer Berliner Infrastrukturunternehmen, überzeugte mit seinem gemeinsamen Engagement für mehr Artenvielfalt in der Hauptstadt. Die eigens gegründete Arbeitsgruppe Biodiversität setzt unternehmensübergreifend Maßnahmen um – von Pflanzaktionen über Bildungsangebote bis hin zu Projekten wie der geplanten „Grünen Route durch Berlin“. Durch das Engagement mit dem IHK-Bündnis für Biodiversität, das im Rahmen des UBi-Projekts entstand, zeigt das InfraLab, wie Kooperation und Praxiswissen den Schutz der Stadtnatur erfolgreich voranbringen.

Die Arbeitsgruppe Biodiversität von InfraLab hat den ersten Platz beim Wettbewerb „Deutschland summt!“ 2025 gewonnen. | © InfraLab AG Biodiversität
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Platz (geteilt): Lebendige Stadtgärtnerei & Daimler Truck AG, Werk Gaggenau
Die Lebendige Stadtgärtnerei hat auf einer ehemaligen Brachfläche am Berliner Ostkreuz ein 2.000 m² großes Biotop mit Teich, Trockenmauern, Wildstauden und über 80 heimischen Pflanzenarten geschaffen. In gemeinsamer Arbeit von Freiwilligen, Anwohnern und Schulklassen entstand ein Ort, der Artenvielfalt, Begegnung und Umweltbildung verbindet.
Überzeugt hat die Daimler Truck AG, Werk Gaggenau, mit ihrer langjährigen, systematischen Herangehensweise. Rund 70 % der Grünflächen sind bereits naturnah gestaltet. Das Werk setzt auf heimische Pflanzen, strukturreiche Lebensräume und das Engagement der Mitarbeitenden – von Wildbienenprojekten bis zu Azubi-Aktionen. So wird Biodiversität zu einem festen Bestandteil der Unternehmenskultur.

Die Lebendige Stadtgärtnerei hat einen der zwei zweiten Plätze beim Wettbewerb „Deutschland summt!“ 2025 gewonnen. | © Lebendige Stadtgärtnerei
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Platz (geteilt): Meta Fackler GmbH & Tagespflege der Stiftung St. Ludgeri
Die meta Fackler Arzneimittel GmbH aus Springe überzeugte mit ihrem „Entdeckerpfad“, der mit viel Liebe angelegt wurde und Mitarbeitende, Schulklassen sowie Gäste für die Vielfalt heimischer Pflanzen begeistert. Auf dem Firmengelände sind Blühflächen, Trockenmauern und kleine Wasserbiotope entstanden. Sie schaffen Lebensräume und machen Wissen über Biodiversität erfahrbar.

Das Team der meta Fackler Arzneimittel GmbH hat mit ihrem grünen Daumen einen der zwei dritten Plätze beim Wettbewerb „Deutschland summt!“ 2025 belegt. | © meta Fackler Arzneimittel GmbH
Die Tagespflege der Stiftung St. Ludgeri in Essen-Werden hat ihren Garten in eine lebendige, barrierefreie Oase verwandelt, von der Menschen und Insekten gleichermaßen profitieren. Heimische Pflanzen, Trockenmauern und Duftstauden sorgen nun für summendes Leben und wecken bei den Senior:innen Erinnerungen an vertraute Naturerlebnisse. Ein berührendes Beispiel dafür, wie Naturschutz Lebensqualität schaffen kann.

Die Tagespflege der Stiftung St. Ludgeri in Essen-Werden hat ihren Garten in eine lebendige, barrierefreie Oase verwandelt und damit einen der zwei dritten Plätze beim Wettbewerb „Deutschland summt!“ 2025 gewonnen. | © Tagespflege der Stiftung St. Ludgeri
Warum naturnahe Firmengelände Zukunft haben
Die ausgezeichneten Unternehmen zeigen, wie vielfältig die Möglichkeiten für mehr Natur auf Betriebsflächen sind. Ob kleine Blühinseln, strukturreiche Wiesen oder umfassende Biodiversitätskonzepte – jede Maßnahme trägt dazu bei, Lebensräume zu sichern und die biologische Vielfalt zu stärken.
Naturnahe Firmengelände sind mehr als bloßer „grüner Schmuck“ – sie sind strategisch lohnende Investments mit zahlreichen Vorteilen. Durch gezielte Begrünung, Entsiegelung und Renaturierung von Flächen können Unternehmen aktiv zum Erhalt und zur Vernetzung von Lebensräumen beitragen und so den ökologischen Fußabdruck ihres Standorts verbessern. Studien und Praxiserfahrungen zeigen: Grüne Arbeitsumgebungen steigern das Wohlbefinden der Mitarbeitenden, sie fördern Motivation und Konzentration und bieten schöne Orte für Pausen und Begegnungen. Darüber hinaus lassen sich oft Betriebskosten senken, etwa durch reduzierte Pflege von Rasenflächen oder Verminderung von Regenwasserabfluss und Abwasserkosten.
Ein weiterer Effekt: Naturnahe Flächen tragen zur Verbesserung der Standortresilienz bei. Sie verbessern Bodenfunktionen, Wasserrückhalt und Mikroklima, stärken städtische Ökosysteme und schaffen Puffer gegen Extremwetter.
Auch aus Perspektive der Außenwirkung und Strategiefähigkeit sind naturnahe Firmengelände zukunftsweisend: Sie können Teil einer glaubwürdigen Nachhaltigkeits- oder CSR-Strategie werden, zur Stärkung des Markenimages beitragen und bei Bewerberinnen und Bewerbern positiv punkten. Zudem kann durch kluges Flächenmanagement ein Standort in Branchen mit ESG-Vorgaben wettbewerbsfähiger aufgestellt werden.
In Summe: Naturnahe Firmengelände verbinden ökologische, ökonomische und sozio-kulturelle Vorteile – und zeigen, dass Unternehmen nicht nur Nutzer von Flächen sind, sondern aktive Gestalter von Lebensräumen.
Unterstützung für Unternehmen
Unternehmen, die ihre eigenen Flächen naturnah gestalten möchten, finden im Rahmen des Projekts „UBi – Unternehmen Biologische Vielfalt” vielfältige Unterstützung.
Auf unserer Themenseite „Naturnahe Firmengelände” erfahren Sie, wie Sie Maßnahmen planen, umsetzen und fördern lassen können – vom ersten Blühstreifen bis hin zu einem umfassenden Biodiversitätskonzept.
Die Bodensee-Stiftung ist Projektpartner im UBi-Verbund und unterstützt Unternehmen als erfahrene Ansprechpartnerin bei der praktischen Umsetzung. Sie begleitet zahlreiche Betriebe auf ihrem Weg zu mehr Vielfalt auf dem Firmengelände.
Tipp: Es gibt auch Fördermöglichkeiten für die naturnahe Gestaltung von Unternehmensflächen. Ein besonders interessantes Programm ist das KfW-Umweltprogramm (Modul „Natürlicher Klimaschutz“), das vom Bundesumweltministerium gefördert wird. Es unterstützt Unternehmen dabei, Dach- und Fassadenbegrünungen, Entsiegelung, Renaturierung und integrierte Niederschlagsmanagement umzusetzen.
Mehr erfahren und selbst aktiv werden
Alle Preisträger:innen des Deutschland summt!-Pflanzwettbewerbs finden Sie auf der Wettbewerbswebseite. www.wir-tun-was-fuer-bienen.de
Lassen Sie sich inspirieren und nutzen Sie die Chance, die sich Ihnen auf Ihrem eigenen Firmengelände bietet, um biologische Vielfalt zu fördern. Denn schon kleine Schritte können eine große Wirkung entfalten.
Titelbild: © meta Fackler Arzneimittel GmbH