Grundlagen für Landwirtschaft & Lebensmittel

Lebensmittel sind unsere Grundlage. Deshalb widmet sich UBi diesen Schlüsselindustrien. Sie setzen sich aus Land- und Fischereiwirtschaft, Handel und dem verarbeitenden Gewerbe zusammen. Von der Landwirtin über den Produzenten, vom Händler hin zu Konsumentinnen, alle sind abhängig von Biodiversität.

Landwirtschaft und Biodiversität

Die Landwirtschaft nimmt als größte Flächennutzerin Deutschlands erheblichen Einfluss auf Böden, Luft, Klima, Ökosysteme und ihre biologische Vielfalt. Sie birgt damit enorme Potenziale für eine biodiversitätsfreundliche Produktion. Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft werden auf rund 50 Prozent der bundesweiten Fläche Nahrungsmittel, Futtermittel und Biomasse angebaut – wovon rund 60 Prozent auf den Futtermittelanbau entfallen. Gleichzeitig bezieht Deutschland aus der ganzen Welt Agrarrohstoffe und -produkte, so dass internationale Lieferketten hinsichtlich ihrer Risiken und Potenziale für die Biodiversität betrachtet werden müssen.

 

Wie kann die Landwirtschaft Biodiversität besser schützen?

Der Schutz und die Restaurierung von Habitaten, eine Vielfalt an landschaftlichen Strukturen, die Verbesserung der Bodenqualität, konsequent integrierter Pflanzenschutz und der sorgsame Einsatz von Wasser sowie eine Verringerung der Viehdichte gehören zu den wichtigsten Hebeln. Aber auch der Erhalt der Sortenvielfalt und der Vielfalt an Nutztieren gehören zum Schutz der biologischen Vielfalt. Der ökologische Landbau ebenso wie die agrarökologische Landwirtschaft oder Permakultur gelten als besonders ressourcenschonende und umweltverträgliche Wirtschaftsformen; es etabliert sich auch das Modell der regenerativen Landwirtschaft.

 

Einen Überblick über gute Biodiversitätspraktiken für die Landwirtschaft finden Sie in unserem Basis-Set an Biodiversitätskriterien und Basis-Set für die Tropen.

Biodiversität im Einkauf und bei der Sortimentsgestaltung berücksichtigen

Die Grundlage für ein zukunftsorientiertes Lebensmittelsystem bilden funktionsfähige und biologisch vielfältige Ökosysteme. Für Lebensmittelhersteller und den Handel wird der Schutz der Biodiversität zu einem wichtigen Qualitätsmerkmal werden. Unternehmen haben insbesondere über den Einkauf die Möglichkeit, Biodiversitätskriterien in ihren Lieferketten und damit Produktsortimenten zu etablieren bzw. auszubauen. In zahlreichen Initiativen und Pilotprojekten wurden die Maßnahmen zum Schutz, zur nachhaltigen Nutzung und zur Wiederherstellung von biologischer Vielfalt im Anbau landwirtschaftlicher Erzeugnisse umgesetzt und dokumentiert. Jetzt ist es an der Zeit, die Kenntnisse in die Fläche zu bringen und konsequent beim Einkauf und der Gestaltung der Sortimente zu berücksichtigen.

Welche Möglichkeiten bieten sich Akteuren, sich zu engagieren?

Food for Biodiversity: Verein für Akteure der Lebensmittelbranche

Der 2021 gegründete Verein hat das Ziel, die Biodiversity-Performance der Lebensmittelbranche zu verbessern. Zu den Mitgliedern zählen Lebensmittelhersteller und -händler, Standardgeber, wissenschaftliche Institutionen und Umweltorganisationen. Diese verpflichten sich, Maßnahmen umzusetzen, die den Schutz der biologischen Vielfalt in der Lebensmittelbranche und ihren vorgelagerten Wertschöpfungsketten verankern.

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Die Mitglieder von Food for Biodiversity haben ein Basis-Set an Biodiversitätskriterien erarbeitet, das eine Orientierung für die gesamte Lebensmittelbranche sein soll. Das Basis-Set enthält Vorgaben für Unternehmen und Standards sowie für landwirtschaftliche Betriebe. Es ist kein Standard, sondern soll Akteure der Branche motivieren, ihre eigenen Anforderungen zu verbessern.

 

Landwirtinnen und Landwirte erhalten Unterstützung durch das Biodiversity Performance Tool Insects (BPTi). Dieses Instrument hilft, die Ausgangslage auf dem landwirtschaftlichen Betrieb zu erfassen und einzuschätzen. Eine Stärken-Schwächen-Analyse und Hinweise zu Maßnahmen sind ein wichtiger Input für den Biodiversitäts-Aktionsplan für den Betrieb.

Das Biodiversity Monitoring System (BMS) wurde für Lebensmittelunternehmen, Standardorganisationen, Kooperativen oder Erzeugergemeinschaften entwickelt, d.h. Organisationen, die die Biodiversity Performance einer Gruppe von Landwirten und Landwirtinnen monitoren wollen. Die Monitoring-Ergebnisse aus 107 Kennzahlen werden in einem Dashboard in neun Clustern geordnet und in Form von Grafiken und Tabellen präsentiert.

 

Food for Biodiversity stellt Trainingsmodule und -materialien zur Verfügung – für Landwirtinnen und Berater, aber auch für das Produkt- und Qualitätsmanagement in den Unternehmen. Der Verein arbeitet an Anreizsystemen für Landwirtinnen und Landwirten für mehr Schutz der Biodiversität, Blaupausen für die Kundenkommunikation und Positionspapiere, um die Rahmenbedingungen zugunsten der biologischen Vielfalt zu verbessern.

 

Biodiversity-Checks für die Lebensmittelbranche

Im Rahmen von UBi erarbeiten wir einen Biodiversity-Check für die Branche und setzen auch Biodiversity Checks mit Unternehmen aus der Lebensmittelbranche um. Weitere Informationen finden Sie hier, kontaktieren Sie uns gerne!

 

 

EU LIFE Insektenfördernde Regionen

Die Initiative der insektenfördernden Regionen richtet sich an die Landwirtschaft und an die Lebensmittelbranche. Weiterhin werden andere Landnutzerinnen wie Waldbesitzer, Kommunen oder rohstoffabbauende Unternehmen eingebunden. Für jede insektenfördernde Region wird ein regionaler Biodiversitäts-Aktionsplan (BAP) erarbeitet und umgesetzt. Involvierte Landwirte und andere Landnutzerinnen tragen dazu bei, die Ziele zu erreichen, indem sie BAPs auf ihren Flächen umsetzen. In-Crop Maßnahmen und weitere Aktivitäten, die in die Fläche gehen, stehen dabei im Vordergrund. Weiterhin verbessern die beteiligten Landwirtinnen ihre Praktiken hin zu sehr guter landwirtschaftlicher Praxis, um die negativen Wirkungen für die Biodiversität und die Insekten zu verhindern oder zumindest zu verringern. Monitoring, Training und die Erarbeitung eines Blue-Prints für ein Agrarumweltprogramm für insektenfördernde Regionen runden das Projekt ab.

 

Unternehmen der Lebensmittelbranche können sich am Projekt beteiligen, indem sie ihre Lieferanten und Erzeugerinnen einbinden, die insektenfördernd angebauten Produkte einkaufen und mit einem Mehrwert vermarkten.

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Weiterführende Links

Biodiversitätsstandards in der Lebensmittelbranche, GNF

 

Biodiversität in der Agrarlieferkette, GNF

 

Öko-Barometer 2022, BMEL

 

Lebensmittelhandel und Gemeinwohl, BVLH