Natürlich schön bekleiden

Die Textilindustrie gehört zu den größten Übernutzern und Verschmutzern unserer Ökosysteme. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein, dass eine nachhaltige Textilproduktion nur im Einklang mit der Natur möglich ist. Erfahren Sie, wie Unternehmen der Textilindustrie Biodiversitätskriterien in ihre Lieferketten integrieren und so die Umwelt schonen. Lassen Sie uns gemeinsam Wege entdecken, wie Bekleidung und Natur in Einklang gebracht werden können.

 

Textilproduktion und Biodiversität

Die deutscheTextilindustrie ist mit einem Jahresumsatz von ca. 28 Milliarden Euro, rund 1.400 Unternehmen und 124.000 Beschäftigten in Deutschland ein bedeutender Wirtschaftszweig. [1][2] Herausforderungen sind neben einem extrem hohen Wettbewerbsdruck die Anforderungen an die meist internationalen Lieferketten. Insbesondere mit Blick auf den Umweltschutz wächst das Bewusstsein der Unternehmen, dass textile Wertschöpfungsketten in hohem Maße von funktionierenden Ökosystemleistungen wie Wasser, gesunden Böden und der Produktion von Rohstoffen abhängen.

Die Textilindustrie gilt jedoch auch als einer der größten Übernutzer und Verschmutzer von Ökosystemen und Biodiversität. McKinsey stellte in einem Bericht fest, dass „der größte Teil der negativen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt aus der Rohstoffproduktion, der Materialaufbereitung und -verarbeitung sowie dem Ende der Lebensdauer stammt.“[3] Derzeit werden verschiedene Ansätze diskutiert, um die Auswirkungen der Textilindustrie auf die Biodiversität zu reduzieren.

Negative Auswirkungen auf die Biodiversität entstehen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Faserproduktion, Textilherstellung und -veredelung über die Konfektionierung, Logistik und Distribution bis hin zur Entsorgung des Endprodukts.

Synthetische Fasern basieren auf fossilen Rohstoffen, deren Gewinnung negative Auswirkungen auf Ökosysteme haben kann. Der Einsatz gefährlicher Chemikalien und der Abrieb der Mikrofasern stellen weitere Gefahren für Natur und Umwelt dar.

Biodiversität im Einkauf und bei der Produktgestaltung berücksichtigen

Unternehmen haben insbesondere über den Einkauf die Möglichkeit, Biodiversitätskriterien in ihren Lieferketten und damit in ihren Produktsortimenten zu etablieren bzw. auszubauen.

Für den Anbau von Naturfasern durch eine biodiversitätsfreundliche Land- und Forstwirtschaft gibt es zahlreiche gute Beispiele. Auch Zertifizierungssysteme im Bekleidungssektor enthalten teilweise bereits erste Biodiversitätskriterien. Bei synthetischen Materialien stehen vor allem Reduktion- und Recyclingansätze im Vordergrund.

Biodiversität beginnt grundsätzlich schon bei der Materialauswahl in der Produktgestaltung. Daher müssen auch die Produktgestaltenden und Designschaffende über die die Auswirkungen von Materialien auf die biologische Vielfalt informiert sein.

Erste Textilunternehmen, wie Kering oder Burberry, führen bereits Biodiversitätsbewertungen durch und setzen Biodiversitätsstrategien um. Sie bieten damit eine gute Orientierung.

Welche Möglichkeiten bieten sich Akteuren, sich zu engagieren?

Runde Tische zu Biodiversitätskriterien in den Standards der Textil- und Bekleidungsindustrie

Im Rahmen des UBi-Projektes organisieren der Global Nature Fund (GNF) und die Bodensee-Stiftung den Austausch von Akteuren aus der Wirtschaft zu Biodiversitätskriterien in Zertifizierungssystemen, Labels und Einkaufsstandards. Ziel ist es, Unternehmen eine biodiversitätsfreundlicheren Beschaffung zu erleichtern und Standards Empfehlungen für effektive Biodiversitätskriterien zu geben.

Biodiversity-Checks für die Textilbranche

Im Rahmen von UBi erarbeiten wir einen branchenspezifischen Biodiversity-Check, den wir mit Unternehmen aus der Textilbranche durchführen. Das bedeutet, dass wir gemeinsam mit den Unternehmen ihre Auswirkungen auf die Biodiversität analysieren und konkrete Maßnahmen zur Verbesserung vorschlagen.

Vernetzung mit anderen Akteuren

Neben UBi gibt es vor allem auf internationaler Ebene einige Initiativen, die sich für mehr Biodiversität im Textilsektor einsetzen:

  • Der Dachverband textil + mode ist Projektpartner im UBi
  • Textile Exchange ist eine weltweit aktive Non-Profit-Organisation mit Sitz in Texas, die sich seit 2002 der Nachhaltigkeit von Fasern und Materialien widmet. Textile Exchange hat einen Biodiversity Benchmark entwickelt, mit dem Unternehmen die wichtigsten Auswirkungen und Abhängigkeiten von Biodiversität sowie Handlungsempfehlungen erfassen können. Darüber hinaus sammelt Textile Exchange gute Praxisbeispiele und veröffentlicht Berichte zu Textil & Biodiversität (z.B. „Biodiversity Insights“).
  • Das „Textilbündnis“ ist eine 2014 gegründete Multi-Stakeholder-Partnerschaft von rund 120 Unternehmen, Verbänden, Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften und Standardorganisationen sowie der deutschen Bundesregierung. Innerhalb des Textilbündnisses gibt es eine Arbeitsgruppe zu Klimathemen, in der auch Biodiversitätsthemen behandelt werden.
  • Sächsisches Netzwerk für biodiversitätsfreundliche Textilien: Ein Projekt der TU Dresden und Lokaltextil zum Austausch mit Textilunternehmen.

 

[1] Branchen – Textil+Mode (textil-mode.de)

[2] Textilindustrie | Umweltbundesamt

[3] Biodiversity: The next frontier in sustainable fashion”, July 2020, McKinsey & Company, www.mckinsey.com. Copyright © 2021 McKinsey & Company.

 

 

 

Weiterführende Links

Der „Biodiversity Insights Report“

Textile Exchange Biodiversity Benchmark

 

Biodiversität in globalen Agrarlieferketten

Informationen vom Global Nature Fund

 

Presseinformation zu Textil von Greenpeace

Informationen auf dem Presseportal

 

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