„Erfolgreiche Wirtschaft braucht resiliente Natur“: Rat für Nachhaltige Entwicklung unterstreicht zentrale Rolle der Biodiversität

Bild des Autors erstellt am 10.12.2025
von CSCP gGmbH

Die biologische Vielfalt schwindet – mit spürbaren Folgen für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Was lange als Thema für Naturschutzorganisationen galt, rückt inzwischen ins Zentrum wirtschaftlicher Stabilität. Der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) – ein unabhängiges Beratungsgremium der Bundesregierung – macht in seiner aktuellen Stellungnahme „Erfolgreiche Wirtschaft braucht resiliente Natur“ deutlich: Naturverlust ist längst ein systemisches Risiko für Geschäftsmodelle, Wertschöpfungsketten und Standorte.

Gleichzeitig zeigt der RNE auf, welche politischen Leitplanken notwendig sind, damit Unternehmen ihre Abhängigkeit von funktionierenden Ökosystemleistungen erkennen, steuern und reduzieren können. Mit acht konkreten Handlungsempfehlungen richtet sich der Rat an die Bundesregierung. Das Ziel ist, den Biodiversitätsschutz zu einem integralen Bestandteil unternehmerischen Handelns zu machen – unterstützt durch klare politische Rahmenbedingungen und gezielte Anreize.

Die zentrale Botschaft lautet: Biodiversität ist nicht nur Umwelt-, sondern auch Standortpolitik

In der Stellungnahme wird aus wirtschaftlicher Perspektive argumentiert: Wer heute in Biodiversität investiert, betreibt Risikovorsorge und erschließt sich neue Geschäftschancen, beispielsweise im Bereich naturbasierter Lösungen, nachhaltiger Landwirtschaft, grüner Finanzierung oder zirkulärer Produktgestaltung. Gleichzeitig fehlen in vielen Bereichen die Hebel, um unternehmerisches Engagement in der Breite zu ermöglichen.

Die acht Empfehlungen des RNE umfassen unter anderem:

 

  • Integration des Naturschutzes in die Logik der Marktwirtschaft (z. B. Nature Credits, steuerliche Anreize, True Cost Accounting)
  • Verlässliche Rahmenbedingungen schaffen
  • Ausbau grüner Finanzierungsinstrumente
  • Biodiversitätsziele in öffentlicher Beschaffung
  • Förderung von Bildungsangeboten und Kompetenzaufbau
  • Unterstützung interdisziplinärer Forschung und unternehmensnaher Innovationsnetzwerke – hierunter fällt für die Autor:innen auch die Fortführung des UBi-Projektes
  • Raum für Natur schaffen – auch auf Betriebsgeländen
  • Möglichkeit für temporäre Naturräume („Natur auf Zeit“)

Ein besonderer Fokus liegt auf der Wirtschaft: Der RNE fordert von der Bundesregierung eine Politik, die es ermöglicht, unterstützt und sichtbar honoriert, wenn Unternehmen sich für Biodiversität einsetzen.

Fünf Branchen, fünf Perspektiven auf Biodiversität

Der RNE zeigt anhand von fünf Wirtschaftssektoren, wie eng wirtschaftlicher Erfolg mit funktionierenden Ökosystemen verknüpft ist und wie Unternehmen bereits heute entsprechende Lösungen entwickeln.

 

  • Agrar- und Ernährungswirtschaft: Sie ist besonders von fruchtbaren Böden, Bestäubern und der Verfügbarkeit von Wasser abhängig. Biodiversitätsverluste können zu Ernteausfällen, steigenden Preisen und gestörten Lieferketten führen. Unternehmen wie Alfred Ritter setzen deshalb auf umfassende Strategien zur Bewertung und Sicherung der Biodiversität.
  • Bau- und Infrastrukturbranche: Ein hoher Flächenverbrauch, Materialeinsatz und Bodenversiegelung beeinträchtigen die Naturfunktionen. Gleichzeitig wächst der Bedarf an grünen, klimafitten Städten. Unternehmen wie Bau-Fritz berücksichtigen laut RNE Biodiversitätsaspekte in ihrer Rohstoffstrategie, Bauweise und Standortentwicklung.
  • Chemie, Pharma, Kosmetik: Diese Branchen nutzen eine Vielzahl natürlicher Ressourcen, darunter Heilpflanzen und Mikroorganismen. Der Verlust an Biodiversität gefährdet das künftige Innovationspotenzial. Unternehmen wie Weleda machen laut RNE vor, wie sich Biodiversität in die gesamte Wertschöpfungskette integrieren lässt.
  • Textilindustrie: Naturfasern wie Baumwolle oder Leinen hängen direkt von funktionierenden Ökosystemen ab. BRANDS Fashion verbindet ökologische Standards mit sozialer Verantwortung und Rückverfolgbarkeit, wie der RNE in seiner Stellungnahme hervorhebt.
  • Tourismus: Die Natur ist ein zentraler Standortfaktor für Erholung und Reiseentscheidungen. Der Harzer Tourismusverband begegnet klimabedingten Waldschäden mit Umweltbildung, naturnaher Entwicklung und einer nachhaltigen Positionierung.

Diese Beispiele machen deutlich: Biodiversitätsschutz ist kein Selbstzweck – sondern zunehmend Bestandteil unternehmerischer Resilienzstrategien.

Was bedeutet die RNE-Stellungnahme für UBi?

Die Stellungnahme bestätigt das, wofür sich „Unternehmen Biologische Vielfalt – UBi“ seit Jahren einsetzt: Biodiversität ist ein Zukunftsthema der Wirtschaft. Immer mehr Unternehmen wollen aktiv werden und brauchen dafür Angebote, Austauschformate und Umsetzungsbeispiele. UBi unterstützt – finanziert mit Mitteln des Bundes – Unternehmen auf mehreren Ebenen dabei, die Empfehlungen des RNE – vornehmlich die der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt 2030 – in die Praxis umzusetzen:

Biodiversitätsbündnisse als regionale Reallabore

UBi fördert den Aufbau regionaler Netzwerke, in denen Unternehmen gemeinsam mit Kammern, NGOs, Verwaltung und Wissenschaft konkrete Maßnahmen entwickeln und erproben. Diese Bündnisse setzen um, was der RNE fordert: sektorübergreifende Kooperation, praxisnahe Lösungen und Wissenstransfer. Mit dem UBi-Unterstützerkreis bietet UBi auch eine Plattform zum Austausch zwischen Wirtschaftsverbänden an.

Naturnahe Firmengelände als direkt sichtbarer Beitrag

Für den RNE sind lokale Maßnahmen zentral. UBi unterstützt Unternehmen dabei, ihre Betriebsgelände biodiversitätsfördernd zu gestalten. Auf diese Weise können sie nicht nur Ökosysteme stärken, sondern auch die Attraktivität ihres Standorts erhöhen und ihre Resilienz verbessern.

Selbstchecks, Leitfäden und Tools

Mit Angeboten wie dem Biodiversity- oder Signifikancheck, dem Selbstcheck Betriebsstätten oder branchenspezifischen Checklisten bietet UBi niedrigschwellige Einstiegspunkte, um naturbezogene Risiken und Potenziale systematisch zu erfassen.

Lebensmittelindustrie: Food for Biodiversity

Der RNE nennt explizit Branchenansätze sowie das Aktionsfeld „Agrar- und Lebensmittelwirtschaft”. Mit dem Verein „Food for Biodiversity” unterstützt UBi eine Initiative der deutschen Lebensmittelindustrie, die gemeinsam mit Wissenschaft und NGOs umgesetzt wird.

Finanzsektor: Integration von Biodiversitätskriterien

Wie bereits im SFC-Beitrag ausgeführt, arbeitet UBi gemeinsam mit Partnern wie dem VfU daran, biodiversitätsbezogene Kriterien in Kreditgeschäft und Finanzierungspraxis zu integrieren – ein Punkt, den auch der RNE adressiert.

Wissensaufbereitung für Unternehmen und Entscheiderinnen

UBi sorgt dafür, dass komplexe politische Entwicklungen – wie diese RNE-Stellungnahme – verständlich und praxisnah für Unternehmen aufbereitet werden. Neben der Aufbereitung solcher Veröffentlichungen finden Sie diese auch in unserem Wissenspool für Sie zusammengestellt. Besonders das Dialogforum von UBi bietet einmal im Jahr in Berlin Raum für Wissensaustausch.

Ein Ausblick: Natur als Teil der wirtschaftlichen Transformation

Die Botschaft der RNE-Stellungnahme ist eindeutig: Wirtschaftliche Stabilität, politischer Wille und Naturresilienz sind eng miteinander verbunden. Unternehmen, die heute handeln, sichern sich nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit, sondern tragen auch zu einer zukunftsfähigen Wirtschafts- und Lebensgrundlage bei.

Die kommenden Jahre werden dabei entscheidend sein. Die Umsetzung der Nationalen Biodiversitätsstrategie 2030, wachsende Berichtspflichten und steigende Anforderungen entlang der Wertschöpfungsketten setzen klare Impulse. UBi versteht sich als Partner auf diesem Weg und bietet Unterstützung an den Stellen an, an denen Unternehmen aktiv werden können: auf dem Betriebsgelände, in der Lieferkette, im Kreditgeschäft und in regionalen Netzwerken.

Die Stellungnahme des RNE liefert dafür einen politischen und strategischen Rahmen. UBi hilft, diesen mit Leben zu füllen – gemeinsam mit Unternehmen, die sich heute für eine widerstandsfähige Zukunft stark machen.

 

Titelbild von Anatol Rurac | Unsplash

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