Aus der Wissenschaft: Wertschätzung von Biodiversität

Bild des Autors erstellt am 12.09.2022
von Leibniz-Institut / Karsten Grunewald

Vom wahren Wert der Natur

Wissenschaftler untersuchen, wie die Wirtschaftsberichterstattung ökologisch modernisiert werden kann.

Unser wirtschaftlicher und sozialer Wohlstand hängt entscheidend von einer intakten, artenreichen Natur ab. Doch der wahre Wert unseres Naturvermögens und funktionierender Ökosysteme wird noch viel zu häufig unterschätzt – im Bewusstsein vieler Menschen ebenso wie in volkswirtschaftlichen Berechnungen und Unternehmensbilanzen. Aber es zeichnen sich Fortschritte ab. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und geplante Regulierungen auf internationaler Ebene bringen jetzt eine neue Dynamik in die ökologische Erweiterung staatlicher und privater Bilanzierungen. Vor diesem Hintergrund untersucht der Forschungsverbund „Wertschätzung von Biodiversität – Zur Modernisierung der Wirtschaftsberichterstattung in Deutschland“ (Bio-Mo-D), wie der Wert von Ökosystemleistungen und biologischer Vielfalt im Sinne einer ehrlichen Rechnung besser in nationale Berichte und Unternehmensbilanzen integriert werden kann. Mit ihrer Arbeit möchten die Wissenschaftler Entscheidungsträgern aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft Informationen an die Hand geben, um künftig ökologisch nachhaltiger agieren zu können. Das Projekt wird als Teil der deutschen Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

 

Bei einem ersten Workshop mit Experten von Behörden, Umweltorganisationen und Unternehmensverbänden im Juli in Berlin bestand Einigkeit darüber, dass sich nur durch eine angemessene Berücksichtigung der Ökosystemleistungen in staatlichen und unternehmerischen Berichtssystemen die Chance eröffnet, eine größere Wertschätzung von Biodiversität zu erreichen. Dazu müsse das Thema zu einem zentralen Bestandteil von Entscheidungsprozessen auf unterschiedlichen Politikfeldern gemacht werden – von Landwirtschaft über Wirtschaft bis hin zu Gesundheit. Um den notwendigen Druck für grundlegende Veränderungen durch die Politik aufzubauen, sollte auch die Gesellschaft mehr als bisher über die Leistungen von Ökosystemen und die Bedeutung von Biodiversität als Lebensgrundlage und für den wirtschaftlichen und sozialen Wohlstand des Menschen informiert werden. Erforderlich seien eine breite Datengrundlage zu den Hauptökosystemtypen und eine ehrliche Rechnung, die einerseits die Leistungen dieser Ökosysteme bilanzieren kann, als auch die Kosten für die Sicherung und die Wiederherstellung von Ökosystemen ausweist. Wirtschaftlicher Erfolg, da waren sich Unternehmensvertreter sicher, sei in Zukunft nur unter Berücksichtigung von Biodiversität und ökologischen Kennziffern möglich.

Link zum ausführlichen Workshop-Bericht: https://doi.org/10.5281/zenodo.6979392

Weitere Informationen zum Projekt Bio-Mo-D unter https://bio-mo-d.ioer.info/

Ein Interview mit Karsten Grunewald im FONA Projekt: https://www.fona.de/…/BioMoD_Interview.php

Karsten Grunewald

(Projektleiter Bio-Mo-D)

 

Dr. Karsten Grunewald
Leibniz Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR)
Forschungsbereich Landschaft, Ökosysteme und Biodiversität
Weberplatz 1
01217 Dresden

http://www.ioer.de