Julia Schäfer von den Schwartau Werken betont das langjährige Engagement ihres Unternehmens für Nachhaltigkeit und Biodiversität, besonders in Zusammenarbeit mit Landwirten. Schwartau setzt konkrete Maßnahmen wie Biodiversitäts-Checks und Kooperationsverträge um. Die Herausforderung besteht darin, Prioritäten trotz begrenzter Ressourcen zu setzen. Die interne Schulung und Motivation der Belegschaft sind entscheidend. Das Unternehmen schätzt die Vielfalt von Früchten und Bestäubern als essenziell für seine Produkte.
Seit wann bist Du bei Schwartau verantwortlich für Nachhaltigkeit?
Ich selbst bin seit einem Jahr bei den Schwartauer Werken und dort als Nachhaltigkeitsmanagerin für die lokale Umsetzung der gruppenweiten Nachhaltigkeitsstrategie der Muttergesellschaft Hero AG verantwortlich.
Ein Nachhaltigkeitsmanagement gibt es bei den Schwartauer Werken allerdings schon seit 10 Jahren. Es entstand 2014 aus einer Weiterentwicklung des ISO 14001 zertifizieren Umweltmanagementsystems. Auch einen jährlichen Nachhaltigkeitsbericht gibt es bereits seit 2014.
Was ist die größte Herausforderung in Deinem Job?
Eine Herausforderung ist es, trotz der Vielzahl an Themen, regulatorischen Neuerungen und drängenden Notwendigkeiten den Überblick zu behalten und neue interne Strukturen zur Bearbeitung der Themen aufzubauen.
Die größte Herausforderung ist es aber, bei limitierten Ressourcen Prioritäten zu setzten und verbindliche Entscheidungen zu treffen. Angesichts der Prämisse wirtschaftlicher Stabilität für die Schwartauer Werke, müssen unsere Initiativen und auch Investitionen priorisiert werden. Dies erfordert eine hohe Ambiguitätstoleranz für die Rolle des Nachhaltigkeitsmanagements, da mitunter wichtige Initiativen gegenüber Projekten mit höherem Impact abgewogen werden müssen.
Was hast Du schon für den Schutz von Biodiversität voranbringen können?
Wir arbeiten im Rahmen der Schwartauer bee careful Initiative seit Jahren an der Aufklärung für die Bedeutung von Bienen und Bestäubern. Auch die Unterstützung wissenschaftlicher Forschung in Kooperation mit dem Bienenexperten Prof. Dr. Jürgen Tautz waren Teil der Initiative.
Foto: Schwartau Werke
Im vergangenen Jahr haben wir die Initiative erweitert, mit der Mission den Erhalt von Lebensräumen für Bestäuber und die Förderung von Boden- und Bestäubergesundheit in unserer eigenen Wertschöpfungskette.
Ein konkretes Beispiel ist unser Kooperationsprojekt mit Frucht-Landwirten aus Deutschland zum Schutz der biologischen Vielfalt. Wir haben einen Maßnahmenkatalog Biodiversität mit 12 Maßnahmen entwickelt. Die Landwirtinnen und Landwirte können aus verschiedenen Maßnahmen aus einem Katalog frei wählen und sich Biodiversitätsmaßnahmen im Gegenwert von bis zu 4.000 € pro Betrieb von den Schwartauer Werken finanzieren lassen. Dazu gehört auch die Teilnahme an einer Biodiversitäts-Beratung. Die Initiative wird gut angenommen. Status August 2023: 18 unterzeichnete Kooperationsverträge.
Wie findest Du die nötige Unterstützung im Unternehmen?
Ich stehe im regelmäßigen Austausch mit der Geschäftsleitung. Darüber hinaus habe ich ein umfangreiches Programm zur Kommunikation und Weiterbildung der Belegschaft rund um Nachhaltigkeit initiiert. Durch die Trainings, den Austausch und die steigende Motivation Teil der Lösung sein zu wollen, finde ich intern immer mehr Verbündete.
Welche drei UBi-Angebote sind für Dich die interessantesten?
- Umgestaltung des Firmengländes oder Gebäudes
- Einführung von Standards und Labels
- Bodiversity-Check
Welche zusätzlichen Angebote wünscht Du Dir?
Webinare und Aufklärung zu CSRD Reporting sowie SBTN Anforderungen mit Bezug zu Biodiversität.
Was sind Deine nächsten Pläne?
Wir haben im April in Kooperation mit der Bodensee-Stiftung und dem Global Nature Fund mit einem Biodiversity-Check für die Schwartauer Werke begonnen. In der Analyse und Ausarbeitung konkreter Empfehlungen ist in Summe ein Dokument von 60 Seiten entstanden. Ende August 2023 haben wir einen Runden Tisch dazu durchgeführt und die Empfehlungen mit Kolleginnen und Kollegen aus den Fachabteilungen einschließlich Vertretern der Geschäftsführung durchgeführt. Im nächsten Schritt werden wir nun den Biodiversity Action Plan mit konkreten Zielen, Maßnahmen und Verantwortlichkeiten verabschieden.
Weshalb engagiert sich Dein Unternehmen für Biodiversität?
Als Lebensmittelhersteller ist es für uns wichtig, eine große Vielfalt an Früchten, Gemüse, Nüssen und Cerealien sowie ihr Zusammenspiel mit Bestäubern und Mikroorganismen zu erhalten, zu schützen und zu fördern.
Bereits im Jahr 2014 haben wir festgestellt: „Ohne Biene keine Früchte. Ohne Früchte keine Konfitüre.“ Dies war der Startpunkt unserer bee careful Initiative und unseres Engagements für Biodiversität.
Wie bist Du auf UBi aufmerksam geworden?
Recherche nach Expertise und Unterstützung zur Weiterentwicklung und Professionalisierung des Engagements der Schwartauer Werke.
Was ist Dein schönster „Naturmoment“ im Leben gewesen?
Durch meinen Permakulturgarten streifen und dort zahlreiche Bienen, Schmetterlinge und Grashüpfer treffen.