Herr Dejas, wir freuen uns sehr darüber, Food for Biodiversity im UBi-Unterstützerkreis willkommen zu heißen. Warum setzen Sie sich mit Ihrem Verein für mehr Biodiversität ein?
Für jedes Nahrungsmittel, das produziert wird, braucht es intakte Ökosysteme mit funktionierenden Ökosystemleistungen, wie beispielsweise dem Zugang zu sauberem Wasser und gesunden Böden. Wie in fast allen Ländern weltweit gehen auch in Deutschland immer mehr Lebensräume verloren, wodurch die Artenvielfalt schwindet. Wir haben erkannt, dass die Lebensmittelproduktion ein entscheidender Treiber für den Verlust der Biodiversität ist. Diese schmerzliche Erkenntnis birgt aber gleichzeitig das Potenzial, Teil der Lösung zu sein. Unter dem Dach von Food for Biodiversity kommen zahlreiche Akteure des Lebensmittelsektors zusammen, die gemeinsam zur effektiven Transformation unseres Ernährungssystems beitragen wollen. Ob Hersteller, Handel, Wissenschaft und Umweltorganisationen – wir ebnen den Weg hin zu einer biodiversitätsfreundlicheren Lebensmittelproduktion.
Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung für Ihre Mitglieder in Bezug auf Biodiversität?
Die Märkte und die Preise. Biodiversitätsleistungen sind vordergründig teurer. Diese Meinung ist bei zahlreichen Akteuren fest verankert. Wenn man sich aber vor Augen führt, dass kein Biodiversitäts- und Klimaschutz perspektivisch noch viel teurer ist, gilt es dringender denn je, Maßnahmen zu ergreifen, die wahren Preise abzubilden und alle Akteure entlang der Lieferketten fair zu honorieren. Wir glauben nicht, dass diese Preisgestaltung allein dem Markt überlassen werden darf. Mutiger politischer Gestaltungswille ist hier gefragt. Denn nur wenn man die Produzenten, Hersteller, den Handel und auch die Verbraucher mitnimmt, kann es uns gelingen, den Lebensmittelsektor nachhaltig weiterzuentwickeln.
Was war der Beweggrund UBi als Unterstützer beizutreten?
Wir erachten die UBi-Projekte als äußerst wichtig und zielführend. Über unsere Food for Biodiversity-Mitglieder Biodiversity in Good Company, Bodensee-Stiftung und Global Nature Fund, sind wir in das aktuelle Projekt eingebunden und unterstützend das Arbeitspaket zum Lebensmittelsektor. Da ist es nur konsequent, das Gesamtvorhaben institutionell mit zu unterstützen.
Wie möchte Food for Biodiversity konkret im UBi-Unterstützerkreis wirken?
In erster Linie möchten wir unsere Expertise aus dem Lebensmittelsektor einbringen. Konkret schwebt uns vor, ein Basis-Set von Biodiversitätskriterien und entsprechende Monitoring-Instrumente für die Lebensmittelbranche zu entwickeln. Im Idealfall strahlt unser Engagement über die Lebensmittelbranche hinweg und motiviert andere Branchen sich ebenfalls dem Thema Biodiversität zu widmen. Zugleich möchten wir einen regen und intensiven Austausch pflegen und dabei von anderen Verbänden lernen oder gar mit ihnen politische Prozesse zur Biodiversität begleiten.
Was meinen Sie, welche Angebote von UBi sind für Sie oder Ihre Mitglieder besonders interessant?
Da fällt es schwer, sich festzulegen. Ob die Umgestaltung von Firmengeländen, die Optimierung von Lieferketten oder die Einführung von Standards … diese vielfältigen Themen hat sich Food for Biodiversity auch auf die Agenda geschrieben. Gerade deshalb macht unser Engagement bei UBi so viel Sinn. Aber ich sage mal so: Vor der eigenen Haustür anzufangen ist ein wichtiger Schritt, um alleine die Belegschaft mitzunehmen und für das Thema Biodiversität zu sensibilisieren.
Darüber hinaus haben wir die Lieferketten lokal bis global im Blick und identifizieren Stellschrauben. Einkaufsvorgaben und Standards wollen wir durch unsere gemeinsame Arbeit mitgestalten – und dazu gilt es neben der Bestandsanalyse (Biodiversity-Checks) individuelle Biodiversitätsaktionspläne zu entwickeln. Der konstruktive Dialog gemeinsam mit unterschiedlichen Akteuren und Wirtschaftsbereichen sowie verbindliche Selbstverpflichtungen sind wichtige Voraussetzungen für dringend notwendige Veränderungen.
Und dann ist es sehr wichtig, auch über das zu sprechen, was man macht, um Nachahmer zu motivieren. Hierfür sind Wettbewerbe ein geeignetes Mittel. Wichtig ist zu betonen, dass es in all diesen Themenfeldern noch sehr viele individuelle, teils ungenutzte, Potenziale gibt. Deswegen sind wir sehr motiviert, uns aktiv bei der UBi-Angebotsgestaltung einzubringen und davon zu lernen.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Food for Biodiversity und sich selbst ein wenig vorzustellen! Nur der Neugierde halber eine letzte Frage: Was ist Ihr schönstes Naturerlebnis?
Das Schönste an der Natur ist, dass es oftmals gar nicht viel braucht, um sie zu unterstützen. Wenn man beispielsweise im eigenen Garten einfach mal gar nichts macht, verwandelt er sich schnell in einen vielfältigen, resilienten Lebensraum für zahlreiche Arten. Dies zu sehen, macht mich glücklich.