Deutschland summt: Ein Stück Wildnis hinterm Werkstor

Bild des Autors erstellt am 22.04.2025
von CSCP gGmbH

Warum Firmengelände mehr können als funktionale Flächen – und was Unternehmen davon haben

Wer durch Gewerbegebiete fährt oder Industrieparks besucht, sieht oft dasselbe Bild: versiegelte Zufahrten, gepflegte Rasenstreifen, dekorative Gehölze. Pflegeleicht, ordentlich, funktional. Für viele Unternehmen war das lange Standard. Doch diese scheinbar neutralen Flächen tragen zu einem Verlust bei, der uns alle betrifft – dem Rückgang der biologischen Vielfalt. Dabei könnten sie auch ganz anders aussehen. Denn Firmengelände – egal ob im städtischen Raum, am Ortsrand oder in ländlicher Lage – haben Potenzial. Sie könnten blühen, summen und leben. Sie könnten nicht nur Parkraum, sondern Lebensraum sein. Für Wildbienen, Schmetterlinge, Vögel – und nicht zuletzt für die Menschen, die dort arbeiten.

Ein Wettbewerb bringt dieses Potenzial ins öffentliche Bewusstsein: Der „Deutschland summt!“-Pflanzwettbewerb lädt Unternehmen dazu ein, ihre Flächen in blühende Lebensräume zu verwandeln – und sie sichtbar zu machen.

Lebensräume, wo man sie nicht erwartet

Die biologische Vielfalt ist weltweit unter Druck – auch in Deutschland. Besonders Insekten sind betroffen. Laut dem Bundesamt für Naturschutz gelten etwa 45 % aller bewerteten Insektenarten in Deutschland als gefährdet, extrem selten oder bereits ausgestorben.

Ein wesentlicher Grund: Lebensräume verschwinden. Nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in Siedlungs- und Gewerbeflächen. Versiegelung, Monotonie und strukturarme Gestaltungen lassen kaum Raum für Vielfalt.

Dabei bieten Firmengelände oft Flächen, die bislang wenig Beachtung fanden: Randstreifen, Dächer, Innenhöfe, Übergangsflächen zwischen Gebäuden. Orte, die keinen wirtschaftlichen Nutzen bringen – aber einen ökologischen. Wenn man sie lässt.

Was haben Unternehmen davon?

Die Gründe, sich für ein naturnahes Gelände zu entscheiden, sind vielfältig – und gehen über ökologisches Engagement hinaus.

Mehrwert für Mitarbeitende

Grüne, strukturreiche Flächen haben messbare Effekte auf das Wohlbefinden. Sie bieten Schatten, verbessern das Mikroklima, reduzieren Lärm – und werten den Arbeitsplatz auf. Wer in einer Umgebung arbeitet, die lebendig ist und Vielfalt zeigt, nimmt das oft auch mit ins Unternehmenserleben.

Sichtbares Engagement

Ein insektenfreundliches Firmengelände ist ein sichtbares Zeichen für ökologisches Verantwortungsbewusstsein. Es bietet Kommunikationspotenzial – nach innen wie nach außen. Ob im Nachhaltigkeitsbericht, auf Social Media oder beim nächsten Tag der offenen Tür: Biodiversität auf dem eigenen Gelände lässt sich zeigen.

Anschlussfähigkeit an Strategien

Naturnahe Flächen sind anschlussfähig – an bestehende Nachhaltigkeitsstrategien, an ESG-Kriterien oder an Berichtspflichten im Rahmen der CSRD. Auch für Unternehmen, die Biodiversität bislang noch nicht systematisch adressieren, ist ein erster Schritt auf dem eigenen Gelände oft ein sinnvoller Einstieg.

Förderung und Einstiegshilfen

Der Weg zum naturnahen Gelände beginnt oft mit Fragen: Was ist umsetzbar? Welche Pflanzen eignen sich? Wie viel Pflege ist nötig – und wer macht das?

Unternehmen, die sich auf diesen Weg machen wollen, finden Orientierung und Unterstützung. Zahlreiche Kommunen und Bundesländer fördern die naturnahe Gestaltung von Außenflächen, Dachbegrünung oder biodiversitätsfreundliche Pflege. Auch auf Bundesebene existieren Fördermöglichkeiten. Ein besonders interessantes Programm ist das KfW-Umweltprogramm, das die naturnahe Begrünung von Firmengeländen und von Gewerbe- und Industrieparks aus Mitteln des „Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) fördert.

Und auch auf unserer Webseite stellen wir Ihnen weitere Hintergrundinformationen, Praxisbeispiele und Hinweise zu Förderprogrammen zur Verfügung. Mehr Informationen finden Sie hier.

“Deutschland summt!” – ein Wettbewerb, der Vielfalt belohnt

Um das Engagement für die biologische Vielfalt sichtbar zu machen, lädt die Initiative „Deutschland summt!“ auch 2025 wieder zum Pflanzwettbewerb ein. Ziel: Menschen und Organisationen dazu motivieren, insektenfreundliche Flächen zu schaffen, weiterzuentwickeln oder öffentlich sichtbar zu machen.

Der Wettbewerb richtet sich an eine breite Zielgruppe – auch Unternehmen sind ausdrücklich eingeladen, sich zu beteiligen. Bewertet werden nicht nur Neuanlagen, sondern auch bestehende Flächen, wenn deren Pflege und Weiterentwicklung dokumentiert werden.

Prämierung des „Deutschland summt“- Pflanzenwettbewerbs | © Stiftung für Mensch und Umwelt/Peter Müller

Wie läuft der Wettbewerb ab?

Unternehmen können ihre naturnah gestalteten Flächen in der Kategorie „Firmengärten” einreichen. Das können klassische Firmengärten sein, aber auch umgestaltete Randstreifen, Parkplätze mit Wildpflanzen, grüne Dächer oder partizipativ angelegte Blühflächen mit Mitarbeitenden.

Was wird benötigt?

 

  • Eine kurze Beschreibung des Projekts
  • Fotos, idealerweise vorher/nachher
  • Optional: Pflanzpläne, Pflanzenlisten oder andere ergänzende Dokumente

Bewertungskriterien:

 

  • Ökologische Qualität (z. B. Vielfalt heimischer Pflanzen, Strukturreichtum)
  • Gestaltung (z. B. kreative Umsetzung, ästhetische Integration)
  • Einbindung (z. B. Mitarbeitendenaktionen, Kooperationen mit Schulen oder Initiativen)
  • Pflegekonzept und Langfristigkeit

Die Anmeldungen für den Wettbewerb werden zwischen dem 1. April und 31. Juli 2025 angenommen. Die Bewerbung erfolgt über das Wettbewerbsportal.

Ein Anfang mit Wirkung

Nicht jede Maßnahme ist groß. Aber jede Maßnahme kann wirksam sein.

Ein Blühsaum an der Grundstücksgrenze. Ein begrüntes Vordach. Ein Pflanztag mit Mitarbeitenden. Es sind die kleinen Veränderungen, die – in der Summe – ein deutliches Zeichen setzen. Für die Natur. Für eine verantwortungsvolle Unternehmenspraxis. Für ein neues Verhältnis zur eigenen Fläche.

Der „Deutschland summt!“-Pflanzwettbewerb ist eine Einladung, sichtbar zu werden. Und anzufangen – mit dem, was möglich ist.

Titelbild: © Sabine Hahn und Michael Schneider

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