Immer mehr Unternehmen der Lebensmittelbranche erkennen, wie stark ihre Wertschöpfung von einer intakten biologischen Vielfalt abhängt. Doch ebenso wird deutlich: Intensive Landwirtschaft und globale Lieferketten gefährden die Biodiversität zunehmend.
Mit dem Projekt „Fit for Biodiversity“ startete im Herbst 2024 eine neue Initiative zum Schutz der biologischen Vielfalt in der Lebensmittelbranche. Gefördert wird das Vorhaben durch das EU LIFE-Programm und die Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Koordiniert vom Global Nature Fund, bringt das Projekt langjährig engagierte Partner zusammen, um die Lebensmittelbranche konkret zu unterstützen – von der Beschaffung bis zur Berichterstattung.

Ein Projekt mit starken Wurzeln
Eine zentrale Rolle spielt die Brancheninitiative Food for Biodiversity (FfB), deren Entwicklung eng mit dem Projekt UBi – Unternehmen Biologische Vielfalt verknüpft ist. Einige der beteiligten Projektpartner wie die Bodensee-Stiftung und der Global Nature Fund sind in beiden Netzwerken aktiv und bringen ihre Expertise gezielt ein. Das Projekt knüpft an bestehende Aktivtäten aus UBi an – und entwickelt sie gezielt weiter.
Praxisnahe Kriterien für den Einkauf
Im Rahmen von Fit for Biodiversity erhalten Unternehmen und weitere Akteure umfangreiche Hilfestellung, um Biodiversität besser zu managen und deren Schutz gezielt zu verbessern. Ein wichtiger Meilenstein: Das von Food for Biodiversity entwickelte Basis-Set an Biodiversitätskriterien wurde überarbeitet und erweitert. Neue gesetzliche Vorgaben und Erkenntnisse aus Pilotprojekten flossen in die Aktualisierung ein. Die Kriterien bieten Orientierung für Unternehmen, die Biodiversität in Beschaffungsprozesse integrieren wollen – und für Standardgeber, die ihre Zertifizierungen mit effektiven Kriterien verbessern wollen.
Die Mitglieder von FfB haben 15 Rohstoffe ausgewählt, bei deren Anbau das Basis-Set bis 2040 verbindlich berücksichtigt werden soll. Bis zum Frühjahr 2026 werden für sechs Rohstoffe spezifische Basis-Sets erarbeitet.
Landwirt*innen gezielt unterstützen
Ein gutes Biodiversitätsmanagement braucht Anreize. Die Bodensee-Stiftung analysiert bestehende Förderprogramme von Unternehmen und entwickelt Empfehlungen für neue, effektive und zielführende Programme – damit Landwirt*innen bei der Umsetzung von ambitionierten Biodiversitätsmaßnahmen unterstützt werden.
Den Überblick im Tool-Dschungel behalten
Frameworks und Tools für Biodiversitätsmanagement gibt es viele – da wird es langsam unübersichtlich! Welches Tool eignet sich für welche Fragestellung? Wie sollte ein aussagekräftiges Monitoring von Biodiversität aufgebaut sein? Welche KPIs sind entscheidend? Die Justus-Liebig-Universität entwickelt praxisnahe Antworten auf diese Fragen. Unternehmen erhalten so fundierte Orientierung für ihre Entscheidungen.
Trainings für alle Ebenen – vom Einkauf bis zur Prüfung
Komplexe Themen wie Biodiversität müssen in die Breite getragen werden. Der Global Nature Fund erarbeitet daher virtuelle Trainingsmodule für Einkäufer*innen, Produkt- und Qualitätsmanager*innen, sowie Verantwortliche für Lieferketten – sie alle sollen ein fundiertes Wissen über Biologische Vielfalt erlangen, damit sie es in Entscheidungen einbeziehen können.
Ein weiteres Training richtet sich an eine neue Zielgruppe: Umweltgutachter*innen und Wirtschaftsprüfer*innen. Sie beraten Unternehmen und zertifizieren Nachhaltigkeitsberichte und zukünftig auch CSRD-Berichte. Hierfür entwickelt die Bodensee-Stiftung spezielle Trainingsmodule.

Fit for Biodiversity – Mit Trainingskursen für Manager aus der Lebensmittelwirtschaft. | © Food for Biodversity
Natur wiederherstellen – mit privaten Mitteln
Viele Ökosysteme sind bereits stark geschädigt. Die Internationale Biodiversitätskonvention, die EU und Deutschland haben sich das Ziel gesetzt, bis 2030 rund 30 % der degradierten Ökosysteme zu restaurieren. Auch der Privatsektor ist hier gefragt – etwa durch Projekte mit Bezug zur eigenen Lieferkette, die über Biodiversity Credits finanziert werden. Der Projektpartner MeoCarbon zeigt, wie solche Finanzierungsmodelle funktionieren – und wie Unternehmen ihren verbleibenden Biodiversitäts-Fußabdruck ausgleichen können.
Von Deutschland nach Europa
Was in Deutschland mit Food for Biodiversity begann, soll europaweit Schule machen. FfB hat dazu erste Kontakte zu Organisationen in Spanien aufgenommen. Interessierte Akteure werden durch Materialien, Erfahrungsaustausch und gemeinsamen Aktivitäten beim Aufbau nationaler Food for Biodiversity Initiativen unterstützt, die sich wiederum europaweit vernetzen.

Die Projektmodule von Fit for Biodiversity im Überblick
Jetzt aktiv werden!
Sie möchten mehr über „Fit for Biodiversity“ erfahren oder sich aktiv einbringen? Weitere Infos finden Sie auf der Projektwebseite von Fit for Biodiversity oder wenden Sie sich an den Projektkoordinator Stefan Hörmann, Global Nature Fund: hoermann@globalnature.org
Titelbild von Rocsana Nicoleta Albu | Pexels