Die Folgen des Klimawandels haben zahlreiche Unternehmen längst im eigenen Betrieb erlebt: Hitze im Lager, überflutete Zufahrten, zunehmender Stress auf Grünflächen oder Versorgungsstrukturen. Gleichzeitig steigen die Anforderungen – von Kundinnen und Kunden, Mitarbeitenden und entlang der Lieferkette. Es geht längst nicht mehr nur um Klimaschutz, sondern auch um konkrete Anpassung: Wie mache ich meinen Standort widerstandsfähiger? Wie kann ich sinnvoll mit der Natur arbeiten – statt gegen sie?
Viele kleine und mittlere Unternehmen stellen sich genau diese Fragen. Und sie stehen damit nicht allein. Denn genau hier setzt Unterstützung an – mit konkreten Lösungen, die wirken können. Für Unternehmen in Nordrhein-Westfalen bietet das Förderprogramm „Klimaanpassung.Unternehmen.NRW“ nun konkrete Unterstützung: Es hilft kleinen und mittleren Unternehmen sowie kommunalen KMU dabei, ihre Standorte klimaresilient und biodiversitätsfördernd zu gestalten.
Mit der Natur arbeiten – nicht gegen sie
Im Zentrum der Förderung stehen naturbasierte Maßnahmen. Das Programm legt den Fokus auf Eingriffe, die auf natürlichen Prozessen beruhen – wie Begrünungen, Regenwassermanagement oder die Entsiegelung und ökologische Aufwertung von Flächen.
Konkret gefördert werden etwa:
- Dach- und Fassadenbegrünungen, insbesondere mit heimischen Arten
- Retentionsgründächer (Grün-Blaudächer)
- Baumrigolen und Pflanzungen von Sträuchern, Bäumen oder ganzen Streuobstwiesen
- Entsiegelungen von Flächen
- Anlagen zur Regenwasserversickerung oder -speicherung
- Windschutzhecken und Verschattungsmaßnahmen
- naturnaher Hochwasserschutz oder die Gestaltung von Notwasserwegen
Diese Ansätze sind nicht nur kosteneffizient, sondern bringen häufig doppelte Vorteile: Natürliche Strukturen wirken kühlend, speichern Wasser, fördern Verdunstung und tragen gleichzeitig zur Erholung der Artenvielfalt bei.
Ein Unternehmen, das etwa ein artenreich bepflanztes Gründach anlegt, profitiert nicht nur von besserem Hitzeschutz im Sommer, sondern auch von einer höheren Aufenthaltsqualität und positiven Effekten auf das Mikroklima. Gleichzeitig entstehen Lebensräume für Wildbienen, Vögel und andere Arten. Klimaanpassung und Biodiversität gehen hier Hand in Hand.

Von außen bepflanztes Gebäude. | Foto von Jw. | Unsplash
Fördern statt finanzieren: Ein Programm für die Praxis
Gefördert werden sowohl konkrete bauliche und gestalterische Maßnahmen – sogenannte investive Vorhaben – als auch begleitende Planungen. Die Förderquote beträgt bis zu 60 % der zuwendungsfähigen Gesamtausgaben – abhängig von Unternehmensgröße, Art des Vorhabens und beihilferechtlichen Vorgaben.
Es gilt das Ausgabenerstattungsprinzip: Die Kosten müssen zunächst vom Unternehmen getragen werden und werden nach Umsetzung und Prüfung der Maßnahme anteilig erstattet.
Wichtig ist: Die Maßnahmen müssen an einem Standort in NRW umgesetzt werden und einen klaren Bezug zur Klimaanpassung haben. Ob produzierender Mittelstand, Handwerksbetrieb oder Dienstleister – entscheidend ist, dass ein nachhaltiger Beitrag zur klimaresilienten Infrastruktur geleistet wird.
Warum ist der richtige Zeitpunkt jetzt?
Die Antwort ist einfach: Weil der Handlungsdruck steigt. Sommerliche Überhitzung mindert nicht nur das Wohlbefinden, sondern kann die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden deutlich beeinträchtigen. Immer mehr Unternehmen spüren außerdem regulatorischen und gesellschaftlichen Druck: Nachhaltigkeit, ESG-Berichterstattung, Anforderungen entlang der Lieferkette – wer sich heute nicht bewegt, wird morgen vielleicht abgehängt.
Die Notwendigkeit zum Handeln wird auch wissenschaftlich untermauert: Der Klimaatlas NRW zeigt auf, wie sich Wetterextreme im Land bereits heute häufen – mit regional deutlich spürbaren Temperatur- und Niederschlagsveränderungen. Der begleitende Fachbericht des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) hebt hervor, dass viele Regionen in NRW in Zukunft regelmäßig mit Hitzewellen und Starkregenereignissen rechnen müssen. Für Unternehmen bedeutet das: Anpassung ist keine Option mehr, sondern Teil der wirtschaftlichen Risikovorsorge.
Biodiversität als Teil der Lösung
Was dieses Förderprogramm besonders interessant macht, ist seine Nähe zur biologischen Vielfalt. Denn viele der Maßnahmen, die zur Klimaanpassung beitragen, haben auch eine ökologische Wirkung – oder besser gesagt: eine Mitwirkung. Entsiegelte Flächen, bepflanzte Dächer, heimische Sträucher statt Kiesflächen – all das schafft Lebensraum. Unternehmen werden so zu Partnern der Natur, nicht zu Störfaktoren.
Dieser integrative Ansatz steht auch im Mittelpunkt unseres Projekts „Unternehmen Biologische Vielfalt – UBi“. Genau deshalb sehen wir in dieser Förderung mehr als nur ein praktisches Werkzeug – wir sehen eine Einladung zum Mitgestalten.

Begrüntes Gelände samt Solarpanele auf den Hausdächern. | Foto von JW. | Unsplash
Auch über NRW hinaus gibt es Unterstützung
Nordrhein-Westfalen ist kein Einzelfall. Auch auf Bundesebene gibt es Programme mit ähnlicher Zielrichtung. Beispielsweise das KfW-Umweltprogramm, das unter anderem Begrünungen, Regenwassermanagement oder energetische Sanierungen fördert – allerdings mit zinsvergünstigten Krediten.
Wichtig: Eine Förderung über das Förderprogramm „Klimaanpassung.Unternehmen.NRW“ kann nicht mit bestimmten Bundesprogrammen kombiniert werden – insbesondere nicht mit dem KfW-Umweltprogramm oder dem ANK-DAS-Förderaufruf. Sollte für dasselbe Vorhaben eine Bundesförderung bewilligt werden, ist der Antrag im Landesprogramm zurückzuziehen. Unternehmen sollten sich daher frühzeitig beraten lassen, welche Fördermöglichkeit am besten zum geplanten Projekt passt.
So geht’s: Fördermittel beantragen und Zukunft gestalten
Die Antragstellung erfolgt über das EFRE.NRW.Online-Portal. Zuständig für die Prüfung der Förderwürdigkeit ist die Innovationsförderagentur.NRW beim Projektträger Jülich. Die Bezirksregierung Münster fungiert als Bewilligungsbehörde. Die Antragsfrist endet am 31. März 2026 – genügend Zeit, um ein fundiertes Konzept zu entwickeln. Informationen, Formulare und Ansprechpartner:innen sind online verfügbar.
Warum es sich lohnt, aktiv zu werden
Klimaanpassung ist zur unternehmerischen Aufgabe geworden. Sie entscheidet mit über Resilienz, Wettbewerbsfähigkeit und gesellschaftliche Akzeptanz.
Mit dem Förderprogramm „Klimaanpassung.Unternehmen.NRW“ liegt ein Instrument auf dem Tisch, das praxisnah, förderstark und zukunftsgerichtet ist. Und eines, das zeigt: Ökologische Verantwortung und unternehmerisches Denken schließen sich nicht aus – im Gegenteil: sie verstärken sich gegenseitig.
Wer heute handelt, schützt nicht nur sich selbst – sondern gestaltet aktiv mit. Auch das ist Unternehmertum im besten Sinne.
Titelbild von Chuttersnap | Unsplash