Ob torffreie Blumenerde, heimische Pflanzen, nachhaltige Holzprodukte oder Baustoffe: Wer im Baumarkt einkauft, trifft ganz konkrete Entscheidungen für oder gegen die biologische Vielfalt. Bau- und Gartenmärkte beeinflussen mit ihren Sortimenten, Lieferketten und Flächen direkt unsere Ökosysteme – und tragen damit eine besondere Verantwortung. Die so genannte DIY-Branche (Do it yourself) ist einer der wichtigsten Absatzkanäle für Garten- und Handwerkerbedarf in Deutschland und prägt die biologische Vielfalt im unmittelbaren Lebensumfeld vieler Menschen.
toom Baumarkt setzt sich seit Jahren damit auseinander, wie dieser Einfluss verantwortungsvoll gestaltet werden kann. Um noch gezielter handeln zu können, hat das Unternehmen gemeinsam mit UBi – Unternehmen Biologische Vielfalt einen Biodiversity-Check durchgeführt. Dieser dient als Grundlage für einen sogenannten „Branchencheck“, der anderen Unternehmen der Branche helfen soll, ein Biodiversitätsmanagement aufzubauen und umzusetzen. Im Interview berichtet Kai Battenberg, Head of Sustainability and Product Compliance von toom, welche Handlungsfelder im Unternehmens-Check sichtbar wurden – und warum Biodiversität bei toom Baumarkt längst Chefsache ist.
Können Sie kurz Ihr Unternehmen vorstellen und welche Aufgabe Sie im Unternehmen haben?
toom Baumarkt gehört zu den führenden Unternehmen der deutschen Baumarkt-Branche, das seinen Kundinnen und Kunden ein umfassendes Sortiment für Garten, Heimwerken und Bauen bietet. Bei toom verantworte ich als Head of Sustainability and Product Compliance die strategische Entwicklung im Bereich nachhaltigere Produkte und betreue darüber hinaus die Umsetzung rechtlicher Anforderungen im Bereich Produkte und Lieferketten. Gemeinsam mit meinem Team setze ich innovative Ideen und Maßnahmen um und suche aktiv nach Kooperationspartnern, um unsere Anstrengungen im Bereich Nachhaltigkeit weiter voranzutreiben.
Was hat Sie dazu bewogen, einen Biodiversity-Check durchzuführen und was waren Ihre Erwartungen dabei?
Bei toom Baumarkt ist der Schutz und die Förderung von Biodiversität ein zentraler Bestandteil unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Mit diesem Leitgedanken widmen wir uns schon seit einigen Jahren im Rahmen unserer Sortimentsgestaltung dem Prinzip auf der einen Seite negative Auswirkungen auf die Biodiversität zu reduzieren und auf der anderen Seite Möglichkeiten aufzuzeigen, wie man selbst zuhause auf dem Balkon oder im Garten Biodiversität fördern kann. Angesichts dieser Maßnahmen waren wir neugierig, wie die Experten des Global Nature Fund unsere Schritte im Rahmen des Biodiversity-Checks bewerten und welche zusätzlichen Handlungsfelder uns auch in weiteren Bereichen jenseits unserer Sortimente aufgezeigt werden.

Nachhaltige Verpackung im toom Baumarkt | © toom
Welche Erkenntnisse aus dem Biodiversity-Check haben Sie überrascht?
Mich hat vor allem der Umfang an Erkenntnissen und Empfehlungen, die wir im Zuge des Biodiversity-Checks erhalten haben, überrascht. Er war deutlich größer als ich erwartet hatte.
Wie geht es in Ihrem Unternehmen nun mit den aus dem Biodiversity-Check gewonnen Erkenntnissen weiter?
Der Check stellt für uns dauerhaft eine weitere wichtige Quelle dar, als Unternehmen Biodiversität zu fördern, da neben den Analyseergebnissen auch viele Empfehlungen für mögliches Engagement gegeben werden.
Teilweise greift er Themen auf, an denen wir schon lange arbeiten, wie im Bereich Torf, wo wir weiterhin intensiv mit den Gärtnereien daran arbeiten, den Torfanteil bei Zierpflanzen zu reduzieren. Im Erdensortiment sind wir bereits seit Anfang 2025 zu 100 % torffrei. Teilweise ergeben sich aber auch neue Erkenntnisse in Bezug auf Biodiversität wie bei den Zement- und Mörtelprodukten oder auch im Bereich Liegenschaften, wo wir ebenso wichtigen Input aus dem Check erhalten haben.
Welche Bereiche im Unternehmen oder Lieferketten sehen Sie als besonders relevant für Biodiversität an?
Der Bereich Garten spielt bei uns von jeher eine wichtige Rolle. Hier haben wir auf der einen Seite risikobasiert viele Maßnahmen im Bereich Pestizide durchgeführt. Das heißt, wir haben insbesondere solche Pestizide aus unserem Sortiment entfernt, die ein erhöhtes Risiko für Mensch und Umwelt darstellen. Das begann mit der Auslistung von glyphosathaltigen und besonders bienengefährlichen Artikeln und wurde im Rahmen einer Kooperation mit der österreichischen NGO Global 2000 weitergeführt, die alle Pestizide aus unserem Sortiment nach einem Ampelsystem in Bezug auf Risiken für Mensch und Umwelt screent. In diesem Zuge haben wir 48 Artikel ausgelistet und durch umweltfreundlichere Alternativen ersetzt. Als Baumarkt mit einem umfangreichen Sortiment an Zierpflanzen sehen wir ebenso eine Hauptaufgabe darin, schon bei der Produktion der Pflanzen auf den Biodiversitätsschutz zu achten und umweltschädliche sowie bienengefährliche Pestizide zu vermeiden. Dies reduziert nicht nur die Umweltbelastung durch Pflanzenschutzmittel, sondern stellt auch sicher, dass unsere nützlingsfreundlichen Pflanzen für bestäubende Insekten unbedenklich sind. Im Bereich nützlingsfreundliche Pflanzen arbeiten wir mit einem Insektenexperten zusammen, um sicherzustellen, dass jede als nützlingsfreundlich vermarktete Pflanze auch wirklich nützlich für Insekten ist.

Bienenhotels und Nisthilfen | © toom
Was würden Sie anderen Unternehmen raten, die einen Biodiversity-Check in Erwägung ziehen?
Ein Biodiversity-Check bietet eine ausgezeichnete Möglichkeit, den aktuellen Stand des eigenen Engagements zu erfassen und gleichzeitig neue Impulse für die Optimierung der eigenen Biodiversitätsstrategie zu erhalten. Es lohnt sich in jeder Hinsicht.
Zum Schluss eine etwas persönlichere Frage: Welche Erfahrungen haben Ihre Sicht auf Biodiversität und Nachhaltigkeit geprägt?
Mich haben immer schon die Zusammenhänge und Wechselwirkungen in Ökosystemen interessiert. Daher ist das Thema Biodiversität auch für mich persönlich ein sehr interessantes und extrem wichtiges Thema.
Biodiversität als strategisches Handlungsfeld
Das Beispiel von toom Baumarkt zeigt, wie Unternehmen Biodiversität strategisch angehen können – nicht nur im Sortiment, sondern auch in der Lieferkette und auf dem Firmengelände. Wer herausfinden möchte, wo das eigene Unternehmen in Sachen Biodiversität steht, findet erste Orientierung auf unserer Seite zum Biodiversity-Check. In Kürze finden Sie dort auch den DIY-Branchencheck zum Download.
Titelbild: © toom Baumarkt
Interviewpartner:
Kai Battenberg
Head of Sustainability and Product Compliance bei toom Baumarkt GmbH
Humboldtstraße 140-144
51149 Köln
Deutschland

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