Spielraum Moor

Bild des Autors erstellt am 03.05.2023
von CSCP / Ellen Land

Selten, nützlich und schön: Moore

Dem Moor liegt ein Zauber inne, es ranken sich viele Mythen darum. Annette von Droste- Hülshoff hat in ihren Gedichten die Stimmungen im Moor im Münsterland und am Bodensee festgehalten.

Es ist ein ganz besonderer Lebensraum, unwirklich und karg. Hier wächst die einzige fleisch-fressende Pflanze Deutschlands, der rundblättrige und langblättrige Sonnentau, und Torfmoose tragen zu einem einzigartigen Lebensraum bei. Das Moor ist ein Feuchtgebiet und entsteht durch Wasserüberschuss und viel totes, unvollständig zersetztes Material (hauptsächlich Torfmoose Sphagnum spp.). Entweder steht das Grundwasser in diesen Bereichen sehr hoch oder die Moore werden ausschließlich durch Regen gespeist und haben eine darunter abschließende Bodenschicht. Es sind karge Feuchtgebiete mit niedrigem Bewuchs. Sie wachsen langsam maximal einen Millimeter pro Jahr. Die ältesten Moore sind sehr alt und nach der letzten Eiszeit vor 13.000 Jahren entstanden. Bedeutend sind die besonders gefährdeten Hochmoore aber auch Niedermoore.

Von den 5% noch intakten, deutschen Moorgebieten sind das Venner Moor, das Murnauer Moos, das Wurzacher Ried, das Rambower Moor und das Hasenmoos die bekanntesten, die unter Naturschutz stehen. Moore sind in ganz Mittel- und Nordeuropa verbreitet. Besonders die nördlichen Breiten mit Skandinavien, Irland, Kanada und Russland haben große Flächen. Sie kommen aber auch in den Tropen wie Indonesien vor (z.B. Moorregenwälder). Ortsnamen wie Wies, Moos, Bruch, Brook, Ried, Filz weisen in Deutschland auf ehemalige Moore hin.

Natur: Steinhoder Moor GNF

3 Punkte für Moore

  • Moore sind besonders nährstoffarm
  • Moore sind besonders gute CO₂-Speicher, wenn sie nass und intakt sind
  • Moore sind besondere Paradiese für die biologische Vielfalt
Moorfrosch GNF Volmer Moor

Nutzen

Da es sich um besonders nährstoffarme Flächen, viel Wasser und niedrigem pH-Wert handelt, bieten Moore Rückzugsflächen für selten gewordene Pflanzen und Tiere. Besonders Torfmoose, Sonnentau, Wollgras, Seggen und Zwergbirke sind Beispiele für selten gewordene karge, nasse Moore.

Auch die Tierwelt ist besonders. Zu den dortigen Insekten gehören beispielsweise der Hochmoorgelbling, der Hochmoorbläuling und der Hochmoor-Perlmuttfalter. Der Moorfrosch und Watvögel halten sich hier auf oder finden hier eine neue Heimat.

Seit einigen Jahren wissen wir, dass ehemalige, trockengelegte Moore in großen Mengen CO2 freisetzen, so dass sich eine Renaturierung und Wiedervernässung nicht nur in Bezug auf Biodiversität lohnt, sondern, dass sie wichtig sind, um die Klimaziele zu erreichen.

Bedeutung für die Wirtschaft

Seit dem 18. Jahrhundert wurden die deutschen Moore intensiv trockengelegt, um landwirtschaftliche Nutzflächen zu gewinnen und Torf als Brennmaterial zu nutzen oder Siedlungsflächen zu gewinnen wie in Berlin. Die Flächen sind karg und müssen dauerhaft entwässert werden. Daran erkennt man diese Flächen, sie sind durchzogen mit Gräben, die bräunliches Wasser abführen.

Die größten Flächen in Deutschland sind in Niedersachsen, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern. Diese werden hauptsächlich genutzt:

• als forstwirtschaftlich genutzte Wälder
• für den Kartoffelanbau im Donaumoor und Teufelsmoor
• für Milchviehhaltung
• für den Anbau von Mais, Miscanthus und Rohrglanzgras zur Gewinnung von Bioenergie
• als Siedlungsflächen durch Trockenlegung

Natur: Schwenninger Moos Moor

Landwirtschaft im Umbau: Idee Paludikultur

Die Deutsche Moorschutzstrategie hebt die Bedeutung von Moorflächen als wichtigen Baustein für die Erreichung von Klimazielen, Grundwassererhalt und -filter sowie die Biodiversität hervor.

Weltweit forschen Wissenschaftlerinnen und Forscher intensiv daran, wie man Moorflächen wiedervernässen und trotzdem agrarwirtschaftlich nutzen kann. Denn bis jetzt werden die Landbesitzer des Landes noch nicht ausreichend entschädigt. Unter dem Begriff „Paludikultur“ werden in der Landwirtschaft je nach Region Anbauverfahren verschiedenster Nutzpflanzen und -tiere ausprobiert, bei denen die wertvollen Torfschichten keinen CO2 freisetzen. Hier sind Schilf, Rohrkolben und Torfmoose vielversprechende Pflanzen.

Im europäischen Raum liegt der Fokus derzeit auf folgenden Nutzpflanzen, doch sind es zur Zeit noch Nischenprodukte oder in der Erprobung (WDR):

 

• nachwachsende Torfmoose als Substratersatz für Torf im Gartenbau
• Süß- und Sauergräser als Fasern für Papier und Pappe, Einweggeschirr und Bauplatten
• Schilf für hochwertige Bau-, Dämm- und Werkstoffe
• Rohrkolben für Bau- und Isolationswerkstoffe als Viehfutter
• Erle für Bau-, Dämm- und Werkstoffe
• Sonnentau für medizinische Zwecke
• extensive Weidenutzung durch Wasserbüffel

Was kann die Wirtschaft machen?

Umbau des Anbaus, Zusammenarbeit mit Naturschutz und örtlichen Behörden bei Renaturierung, Sponsoring von Projekten.

Weiterführende Informationen

Website zu Mooren des Bundesamtes für Naturschutz (BfN)

 

Website des NABU zu Moorschutz

 

Website des NABU zu Gartenerde ohne Torfmoos

 

Mooratlas der Heinrich-Böll-Stiftung, 2023

Tipp Lesen

Eine Broschüre mit spannenden Einblicken zur Genese, Problemen und Möglichkeiten.

 

Moorschutz im Klimawandel, 2023/03

Medientipp Lesen

Die Zeitschrift Natur und Landschaft vom BfN herausgegeben, beschäftigt sich im Heft 3/2023 ganz dem Moorschutz

 

Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz

Medientipp Lesen

Im Aktionsprogramm „Natürlicher Klimaschutz“ ist das Ökosystem Moor von besonderer Bedeutung.

 

Faktenblatt Moor

medientipp

Moore und Wälder spielen eine wichtige Rolle im Klimaschutz. Das Factenblatt des Bundes Umweltamts (2022).

 

Website Greifswalder Moorzentrum

Hier finden Sie weiterführende Informationen zur aktuellen Moorforschung.

 

Fotos wurden vom Global Nature Fund bereitgestellt: Moorfrosch GNF Volmer, Diepholzer Moor GNF Moehl, Moor Steinhude.

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