Immer mehr Unternehmen erkennen die Bedeutung der biologischen Vielfalt. OBI, einer der führenden Baumarktbetreiber in Europa, hat mit „UBi – Unternehmen Biologische Vielfalt“ einen Biodiversity-Check durchgeführt, um seine Auswirkungen auf die biologische Vielfalt besser zu verstehen. Neben allen Unternehmensbereichen wurden insbesondere die Sortimente Zierpflanzen und Baustoffe untersucht. Neben der Analyse stand auch die Entwicklung möglicher Maßnahmen im Fokus. Im Interview berichtet Heide Schulte-Beckhausen, Head of ESG, welche Erkenntnisse dabei gewonnen wurden, welche konkreten Maßnahmen OBI umsetzen will und warum Biodiversität gerade in der Lieferkette eine zentrale Rolle spielt.
Können Sie kurz Ihr Unternehmen vorstellen und welche Aufgabe Sie im Unternehmen haben?
OBI ist ein international tätiges Handelsunternehmen und einer der führenden Anbieter für DIY (Do-it-yourself) in Europa. Wir vertreiben Produkte und Services rund um die Themen Heimwerken, Bauen, Freizeit und Garten. Als Head of ESG bin ich gemeinsam mit meinem Team dafür verantwortlich, die nachhaltige Entwicklung des Unternehmens voranzutreiben. Dazu gehört unter anderem die Entwicklung und Planung von Nachhaltigkeitsstrategien, die wir bei OBI gemeinsam mit den unterschiedlichen Fachbereichen umsetzen. Ich versuche, mich aber auch über die Unternehmensgrenzen hinaus mit Expert:innen zu vernetzen, um Erkenntnisse für unsere eigene Arbeit abzuleiten und mit anderen zu kollaborieren. Außerdem liegt aktuell ein großer Fokus auf der Nachhaltigkeitsberichterstattung, um unsere Nachhaltigkeitsbemühungen transparent darstellen zu können.
Was hat Sie dazu bewogen, einen Biodiversity-Check durchzuführen und was waren Ihre Erwartungen dabei?
Die Biodiversitätskrise rückt derzeit immer stärker in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Als Unternehmen wollen und müssen wir Verantwortung für den Schutz von Ökosystemen übernehmen. Dabei standen wir vor der Frage, wo wir zunächst anfangen sollen. Als wir dann vom Biodiversity-Check erfahren haben, war das für OBI die perfekte Gelegenheit, den Status quo von qualifizierten Expert:innen des Global Nature Fund beleuchten zu lassen und erste, konkrete Handlungsfelder zu identifizieren. Besonders interessiert waren wir dabei an den Analysen zu Biodiversität in der Wertschöpfungskette und im Produktportfolio, da wir hier für OBI den größten Hebel sehen.
Welche Erkenntnisse aus dem Biodiversity-Check haben Sie überrascht?
Natürlich waren sehr viele der Erkenntnisse aus dem Biodiversity-Check neu und interessant für mich. Besonders überrascht hat mich aber zum Beispiel, dass Meisenknödel je nach Zusammensetzung im Kontext der Biodiversität ein Risikoprodukt sein können, da sie invasive Arten einschleppen könnten. Wir werden unsere Meisenknödel also dahingehend nun überprüfen.

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Wie geht es in Ihrem Unternehmen nun mit den aus dem Biodiversity-Check gewonnen Erkenntnissen weiter?
Wir werden die gewonnenen Erkenntnisse in konkrete Maßnahmenpläne überführen und wollen langfristig auch ein Biodiversitätsmanagement aufbauen. Wir können nicht alles auf einmal angehen, aber wir wollen insbesondere in unserem Produktportfolio verstärkt die Biodiversität in den Vordergrund stellen. Wir werden zum Beispiel ab 2025 zentralseitig keine torfhaltigen Erden mehr für unsere Märkte in Deutschland und Österreich einkaufen – und wir arbeiten mit unseren Lieferanten daran, auch den Torfanteil der Erde von Zierpflanzen zu reduzieren. Dies sind erste konkrete Beispiele, denen in Zukunft noch viel mehr Maßnahmen folgen werden – ganz getreu unseres Leitsatzes: jeden Tag ein bisschen besser.

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Welche Bereiche im Unternehmen oder Lieferketten sehen Sie als besonders relevant für Biodiversität an?
Wir fokussieren uns bereits jetzt beim Thema Biodiversität stark auf die Themen Holz und Torf. Die Entwaldung und der Torfabbau haben signifikante Auswirkungen auf Ökosysteme, die wir in unserer Lieferkette möglichst vermeiden wollen. Deshalb bevorzugen wir zertifiziertes Holz – was wir durch unsere Timber Policy klar regeln – und vermeiden torfhaltige Erden. Ich sehe aber auch eine hohe Relevanz in der Lieferkette von Zierpflanzen. In manchen Anbauregionen ist die biologische Vielfalt besonders groß, weshalb es umso wichtiger ist, negative Auswirkungen in der Lieferkette zu vermeiden. Hier erarbeiten wir derzeit zusätzliche Maßnahmen und wollen verstärkt auf anerkannte Zertifizierungen setzen.
Was würden Sie anderen Unternehmen raten, die einen Biodiversity-Check in Erwägung ziehen?
Ich würde den Biodiversity-Check jedem Unternehmen empfehlen, welches sich mit dem Thema Biodiversität beschäftigen möchte und einen Startpunkt braucht. Der Biodiversity-Check lief für uns wirklich unkompliziert. Deshalb wäre mein Rat: Lasst euch nicht von der Komplexität des Themas abschrecken, sondern legt einfach los. Die Erkenntnisse werden helfen, erste Schritte in die richtige Richtung zu gehen.
Zum Schluss eine etwas persönlichere Frage: Welche Erfahrungen haben Ihre Sicht auf Biodiversität und Nachhaltigkeit geprägt?
Ich habe eine längere Zeit in Nicaragua verbracht, wo ich durch das Surfen viel Zeit am und im Meer verbracht habe. Das hat eine tiefe Verbundenheit zu diesem wundervollen Ökosystem in mir hervorgerufen. Eines Tages sind auf einmal dutzende tote Meeresschildkröten an den Stränden angespült worden. In der Nacht zuvor war eine Flotte Shrimpkutter in der Bucht aktiv – die Schildkröten sind in den Netzen ertrunken. Dies zu sehen, hat mir das Herz gebrochen. Von 1.000 geschlüpften Schildkröten erreicht nur eine das Erwachsenenalter – und wir Menschen sind in der Lage, im Laufe einer Nacht diese wichtigen Meeresbewohner aus Unachtsamkeit so zu dezimieren. Wir müssen als Menschheit einfach mehr Verantwortung für Ökosysteme übernehmen!
Interviewpartnerin:
Heide Schulte-Beckhausen
Head of ESG bei OBI
OBI Group Holding SE & Co. KGaA
Albert-Einstein-Straße 7-9
42929 Wermelskirchen

© OBi
Für Unternehmen, die sich mit dem Thema Biodiversität beschäftigen, bietet „UBi – Unternehmen Biologische Vielfalt“ eine wertvolle Unterstützung: Mit dem Biodiversity-Check können Einblicke in die eigene Wertschöpfungskette und mögliche Handlungsfelder gewonnen werden. Besonders empfehlenswert für den Einstieg ist der Signifikanz-Check, der anhand von 13 Leitfragen eine eine kompakte Einordnung ermöglicht. Für die DIY-Branche entwickelt das Projekt derzeit auch einen Biodiversitäts-Branchencheck.
Nutzen Sie die Chance, Verantwortung für die biologische Vielfalt zu übernehmen und ökologische Nachhaltigkeit in Ihr Unternehmen zu integrieren. Sprechen Sie uns gerne an.