CSDDD: Was bedeutet die EU-Lieferkettenrichtlinie für Unternehmen?

Bild des Autors erstellt am 18.10.2024
von Global Nature Fund

Nachhaltigkeit wird Pflicht – Die neue EU-Lieferkettenrichtlinie

Nachhaltigkeit und Umweltschutz gewinnen vor allem in Europa immer mehr an Bedeutung. Am 25. Juli 2024 ist die europäische Lieferkettenrichtlinie, auch bekannt als Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD), in Kraft getreten. Sie muss bis zum 26.07.2026 in deutsches Recht umgesetzt werden. Diese Richtlinie verpflichtet Unternehmen dazu, menschenrechtliche und ökologische Risiken in ihren Lieferketten zu minimieren. Ein besonders wichtiger Aspekt, den Unternehmen dabei berücksichtigen müssen, ist der Schutz der Biodiversität.

Dieser Beitrag ist der erste Teil unserer Beitragsreihe „Die EU-Lieferkettenrichtlinie und Biodiversität – Was Unternehmen in Deutschland wissen müssen“. In dieser Reihe beleuchten wir alle wesentlichen Aspekte der CSDDD und zeigen, wie Unternehmen ihre Verantwortung entlang der gesamten Lieferkette wahrnehmen können.

Was regelt die EU-Lieferkettenrichtlinie (CSDDD)?

Die EU-Lieferkettenrichtlinie soll Unternehmen dazu verpflichten, negative Auswirkungen auf Menschenrechte und Umwelt, insbesondere auf die Biodiversität, in ihrer gesamten Lieferkette zu vermeiden. Dies betrifft sowohl die eigene Geschäftstätigkeit als auch die Aktivitäten der direkten und indirekten geschäftlichen Verbindungen.

Eines der Hauptziele der Richtlinie besteht darin, die Unternehmen dazu anzuhalten, ihre Lieferketten nachhaltiger zu gestalten und Schäden an der biologischen Vielfalt wie Entwaldung, Bodenverschlechterung und Gefährdung von Ökosystemen zu vermeiden. Dies ist ein wichtiger Schritt zum Schutz der biologischen Vielfalt und zur langfristigen Erhaltung der natürlichen Ressourcen.

Wichtige Fristen und betroffene Unternehmen:

 

  • Ab 2027: Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitenden und einem Umsatz von mehr als 1,5 Milliarden Euro.
  • Ab 2028: Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden und einem Umsatz von über 900 Mio. Euro.
  • Ab 2029: Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden oder Franchise-Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 450 Millionen Euro.

Warum ist die CSDDD für Unternehmen wichtig?

Die CSDDD geht über das klassische Lieferkettenmanagement hinaus und verpflichtet Unternehmen, die ökologische Sorgfaltspflicht und insbesondere den Schutz der Biodiversität ernst zu nehmen. Doch warum sollten Unternehmen – ob Großkonzern oder auch indirekt betroffene KMU – diese Richtlinie als Chance begreifen?

 

  • Schutz der Biodiversität: Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Aktivitäten keine schädlichen Auswirkungen auf die Biodiversität haben. Dazu gehören Maßnahmen gegen Abholzung, Bodenerosion und die Gefährdung von Ökosystemen, die für die Erhaltung der Artenvielfalt entscheidend sind.
  • Reputation und Vertrauen: Nachhaltige Geschäftspraktiken erhöhen das Vertrauen von Kundschaft, Investierenden und weiteren Geschäftsbeziehungen. Unternehmen, die sich aktiv für den Schutz der Biodiversität einsetzen, stärken ihr Image und heben sich von der Konkurrenz ab.
  • Wettbewerbsvorteil: Der Fokus auf Biodiversität und Nachhaltigkeit kann als Wettbewerbsvorteil genutzt werden. Immer mehr Konsumierende und Unternehmen bevorzugen Geschäftsbeziehungen, die ökologische Verantwortung übernehmen.
  • Vermeidung von Strafen: Unternehmen, die ihre Sorgfaltspflichten vernachlässigen, drohen Geldstrafen von voraussichtlich bis zu 5 % des weltweiten Nettoumsatzes​.

Die Aktivitätenkette und ihre Bedeutung für den Schutz der Biodiversität

Ein zentrales Konzept der CSDDD ist die Aktivitätenkette. Diese umfasst nicht nur den eigenen Geschäftsbereich eines Unternehmens, sondern auch alle direkten und indirekten Geschäftsbeziehungen, die an der Wertschöpfung beteiligt sind – vom Rohstoff liefernden Unternehmen bis zum Logistikdienstleister.

Insbesondere im Hinblick auf den Schutz der Biodiversität ist es für Unternehmen wichtig, Risiken entlang der gesamten Lieferkette zu identifizieren. Dazu gehören negative Auswirkungen wie

 

  • Übernutzung von Ressourcen, z.B. durch Entwaldung: Besonders gefährlich für die Artenvielfalt, da Wälder wichtige Lebensräume für zahlreiche Arten bieten.
  • Bodenverschlechterung und Erosion: Durch intensive Landwirtschaft und unkontrollierte Landnutzung wird die genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren bedroht.
  • Verschmutzung von Wasser und Luft: Diese kann sowohl auf die Gesundheit von Menschen als auch auf die natürliche Vielfalt verheerende Auswirkungen haben.
  • Handel mit gefährdeten Tier– und Pflanzenarten

Unternehmen, die natürliche Ressourcen nutzen, müssen sicherstellen, dass diese Nutzung den Fortbestand der biologischen Vielfalt nicht gefährdet. Dazu gehören Maßnahmen zur Vermeidung von Entwaldung, übermäßigem Wasserverbrauch sowie Wasser- und Luftverschmutzung, die für die Aufrechterhaltung wichtiger Ökosystemfunktionen unerlässlich sind.

Es ist wichtig, dass Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette aktiv werden, um diese Risiken zu minimieren und die Biodiversität zu erhalten.

Fazit: Jetzt handeln und die Biodiversität schützen

Die EU-Lieferkettenrichtlinie stellt für Unternehmen nicht nur eine Verpflichtung dar, sondern bietet auch die Chance, sich beispielgebend im Bereich Nachhaltigkeit zu positionieren. Der Schutz der Biodiversität wird in Zukunft nicht nur ein Umweltthema, sondern auch ein wirtschaftlicher Erfolgsfaktor sein.

Mehr Informationen zu den Anforderungen der EU-Lieferkettenrichtlinie und wie Unternehmen ihre Sorgfaltspflichten in Bezug auf Biodiversität umsetzen können, finden Sie in unserem aktuellen Infosheet zur CSDDD und Biodiversität, das praktische Tipps und Leitlinien zur Umsetzung enthält.

Bleiben Sie gespannt auf die nächsten Teile unserer Reihe zur EU-Lieferkettenrichtlinie und Biodiversität!

 

Bildquelle: Unsplash | © Bruno van der Kraan

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