CSDDD: Warum alle Unternehmen aktiv werden müssen

Bild des Autors erstellt am 25.11.2024
von CSCP gGmbH

Biodiversität – der vergessene Wirtschaftsfaktor

Stellen Sie sich vor, ein Drittel Ihrer Produkte oder Dienstleistungen wäre plötzlich nicht mehr verfügbar, weil die natürlichen Ressourcen erschöpft sind. Für viele Unternehmen klingt das alarmierend, doch die Bedrohung ist real. Der Verlust der biologischen Vielfalt gefährdet ganze Ökosysteme, die nicht nur für das Leben auf der Erde, sondern auch für die Stabilität vieler Geschäftsmodelle entscheidend sind. Schon heute spüren Branchen wie Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft die Folgen des Biodiversitätsverlusts.

Und das Problem wächst: Die UNESO warnt, dass bis 2050 bereits 90 % der Landfläche der Erde degradiert sein könnten – heute sind es bereits 75 %. Diese Bodenzerstörung bedroht die biologische Vielfalt und das Leben von Milliarden Menschen weltweit – und ist nur ein Teil der Folgen des Biodiversitätsverlusts. (Quelle: UNESCO)

Für Unternehmen in Deutschland, egal ob groß oder klein, ist es daher an der Zeit, Biodiversität als zentralen Teil ihrer Nachhaltigkeitsstrategie zu begreifen und entsprechend zu handeln.

Doch von vorne: Was ist Biodiversität und warum ist sie für Unternehmen wichtig?

Biodiversität bezeichnet die Vielfalt der Ökosysteme, Arten und Gene, die die Grundlage unseres Lebens und Wirtschaftens bilden. Sie umfasst alles von Insekten, die Pflanzen bestäuben, über Wälder, die CO₂ speichern und Wasser filtern, bis hin zu Mikroorganismen, die Böden fruchtbar halten. Diese biologische Vielfalt ist nicht nur für die Natur, sondern auch für Unternehmen unerlässlich.

Viele Produktionsprozesse hängen von natürlichen Ressourcen wie sauberem Wasser und gesunden Böden ab. Beispielsweise sind in der Landwirtschaft die Ernteerträge stark von bestäubenden Insekten abhängig, und in der Forstwirtschaft sind intakte Wälder für die Holzproduktion und CO₂-Speicherung unverzichtbar. Aber auch für Branchen wie die Automobilindustrie oder das Baugewerbe ist die Verarbeitung von Materialien aus der Natur (Erze, Sand, Kies) unverzichtbar.

Die wirtschaftlichen Folgen des Biodiversitätsverlusts sind erheblich:

 

  • Laut dem OECD-Bericht beträgt der Wert der von Ökosystemleistungen weltweit 125–140 Billionen US-Dollar pro Jahr-  mehr als das 1,5-fache des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP)​. (Quelle: OECD)
  • Das Weltwirtschaftsforum zählt den Verlust der biologischen Vielfalt zu den drei größten Risiken für die globale Wirtschaft in den nächsten Jahrzehnten​. (Quelle: KPMG) Unternehmen in Deutschland müssen mit steigenden Kosten durch höhere Rohstoffpreise und neue Regulierungen rechnen, wenn sie Biodiversität nicht schützen.

Die wirtschaftlichen Kosten des Biodiversitätsverlusts sind hoch – auch für deutsche Unternehmen. Der Schutz der Biodiversität ist daher ein zentraler Baustein für langfristigen unternehmerischen Erfolg.

Nahaufnahme einer Biene auf gelber Blume

Foto von Bernd Dittrich | Unsplash

Die größten Risiken für die Biodiversität entlang der Wertschöpfungskette

Biodiversitätsrisiken betreffen Unternehmen in jeder Phase ihrer Wertschöpfungskette. Die größten Bedrohungen und ihre Auswirkungen sind:

 

  • Entwaldung: Abholzung ist weltweit für rund 10 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich und gefährdet zahlreiche Ökosysteme​. (Quelle: Rainforest Alliance)
  • Landdegradation: Rund 75 % der globalen Landflächen sind durch menschliche Aktivitäten beeinträchtigt, wovon 25 % dieser Flächen so stark degradiert sind, dass sie ihre Fruchtbarkeit verloren haben. Dies führt jährlich zum Verlust von 24 Milliarden Tonnen fruchtbarem Boden​​. (Quellen: UNESCO und Global Environment Facility)
  • Wasserverbrauch: 70 % der globalen Süßwasserentnahme werden für die Landwirtschaft verwendet. Übermäßiger Verbrauch destabilisiert Ökosysteme und erschöpft Wasserressourcen​. (Quelle: UNESCO)
  • Wasser- und Luftverschmutzung: Chemische Abfälle und Abgase belasten Ökosysteme. Eine Million Arten sind laut UNEP vom Aussterben bedroht, da ihre Lebensräume durch Verschmutzung zerstört werden​. (Quelle: UNEP)

Unternehmen müssen diese Risiken in ihrem Geschäftsmodell und allen damit verbundenen vor- und nachgelagerten Prozessen identifizieren und Maßnahmen ergreifen, um die Stabilität ihrer Lieferketten und damit die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Naturlandschaft: Gewässer mit umrandenden Bäumen

Foto von Liuca Bravo | Unsplash

Verpflichtungen der CSDDD zu Biodiversität und Umwelt

Die EU-Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) verpflichtet Unternehmen, präventive Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette zu ergreifen. Wie bereits im ersten Teil unserer Blogreihe erklärt, fordert die Richtlinie, dass Unternehmen nicht nur ihre eigenen Aktivitäten, sondern auch die ihrer direkten und indirekten Geschäftspartner*innen in die Risikoanalyse einbeziehen. Negative Auswirkungen auf die Biodiversität müssen vermieden und bestehende Schäden behoben werden.

Warum alle Unternehmen aktiv werden müssen

Für Unternehmen ist es entscheidend, jetzt zu handeln, um die eigene Zukunft zu sichern. Der Verlust der biologischen Vielfalt bedroht nicht nur die Umwelt, sondern auch die wirtschaftliche Stabilität:

 

  • Versorgungsrisiken: Wenn kritische natürliche Ressourcen wie Wasser oder Holz knapp werden, steigt der Preis und die Verfügbarkeit wird unsicher.
  • Kundenanforderungen: Immer mehr Konsumenten und Investoren legen Wert auf Nachhaltigkeit. Unternehmen, die Biodiversität ignorieren, riskieren, Kunden und Partner zu verlieren.
  • Reputation und Compliance: Unternehmen, die die Anforderungen der CSDDD nicht erfüllen, riskieren nicht nur Bußgelder von bis zu 5 % des weltweiten Jahresumsatzes, sondern auch einen erhebichen Reputationsschaden.

Durch die Integration von Biodiversitätsaspekten in ihre Prozesse, Lieferketten und Managementstrategie können Unternehmen ihre Risiken reduzieren und ihre Marktposition stärken. Dies ist eine Investition in die Zukunft, die sowohl die Umwelt schützt als auch eine stabile Wertschöpfungskette und besseren Finanzkennzahlen sicherstellt.

Zwei lachende Mitarbeitende

Foto von The Connected Narrative | Unsplash

Biodiversität ist mehr als Umweltschutz – sie ist Wirtschaftsschutz

Unternehmen, die die Biodiversität schützen, handeln nicht nur verantwortungsvoll, sondern sichern auch ihrer Geschäftsmodelle für die Zukunft. Die CSDDD bietet einen klaren Handlungsrahmen, um negative Auswirkungen zu vermeiden. Frühzeitig aktiv zu werden bedeutet nicht nur Umweltschutz, sondern auch wirtschaftlichen Erfolg und Wettbewerbsvorteil.

Weitere Informationen zu den Anforderungen der EU-Lieferkettenrichtlinie und wie Unternehmen ihre Sorgfaltspflichten in Bezug auf Biodiversität umsetzen können, finden Sie in unserem aktuellen Infosheet zur CSDDD und Biodiversität.

 

Der Beitrag ist in Zusammenarbeit mit dem Global Nature Fund entstanden.

Titelbild von Justus Menke | Unsplash.

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